Faktencheck: Wenn dein Hund knurrt, musst du ihn korrigieren.
STIMMT DAS?
DIESE ANNAHME IST FALSCH.
WOHER KOMMT DIESE ANNAHME?
Oft wird das Bild vermittelt, dass wir die “Chefs” sein und unsere Hunde entsprechend in die Schranken weisen müssen. Chef ist, wer seinen Willen durchsetzt. Knurrt ein Hund seinen Menschen an, wird angenommen, der Hund würde die Rangfolge infrage stellen. Das führt dazu, dass Hunde gestraft (“korrigiert”) werden, wenn sie knurren.
Auch ohne Rudelführergedanken im Kopf führen solche Situationen bei vielen Bezugspersonen zu Enttäuschung, Frust und Ärger, weswegen sie das Knurren ihres Hundes in Folge maßregeln. Hier fehlen oft einfach das entsprechende Hintergrundwissen und alternative Strategien.
WAS IST DRAN?
Der Rudelführergedanke ist stark veraltet und wissenschaftlich absolut nicht haltbar (siehe auch unser Faktencheck “Ich bin der Rudelführer”).
Knurren ist ganz normale Kommunikation von Hunden. Wenn ein Hund knurrt, hat er allerdings in der Regel vorher schon viele andere, viel subtilere Zeichen gesendet, um seine Grenzen zu wahren. Wenn diese Zeichen aufgrund mangelnden Wissens nicht wahrgenommen oder übergangen werden, kommt es zum unmissverständlichen Knurren. Wenn auch das für den Hund nicht zielführend ist, steigt die Wahrscheinlichkeit für nachfolgende Eskalationsstufen, wie z.B. Schnappen/Beißen.
FAZIT:
Knurren sollte niemals verboten bzw. “korrigiert” oder abgestraft werden, die Situation kann dadurch unkontrolliert eskalieren. Es ist ein deutliches Warnsignal und gibt uns Informationen. In einer solchen Situation ist es zuallererst wichtig, die Grenzen seines Hundes zu wahren. Durchatmen, sich ruhig zurückziehen und im Nachgang reflektieren: Geht es dem Hund um eine Ressource, die er behalten möchte, benötigt er Ruhe oder Abstand oder hat er vielleicht sogar Schmerzen? Es gibt vielfältige Ursachen, die außerhalb des spontanen Kontextes durch gezieltes Training, angegangen werden sollten, dazu gehört auch die eigene Schulung zum Thema Körpersprache von Hunden. Abgesehen von den vielen lerntheoretischen Nachteilen: Für eine gute, vertrauensvolle Beziehung ist es wichtig, dass unsere Hunde die Erfahrung machen, dass wir sie und ihre Bedürfnisse verstehen und ernst nehmen.