Faktencheck: Auch in Gesellschaft anderer Hunde muss sich dein Hund permanent an dir orientieren
STIMMT DAS?
NEIN, DAS STIMMT NICHT.
Woher kommt diese Annahme?
Eine große Rolle spielt die Kontrolle, bzw. die Angst vor einem Kontrollverlust. Nachbarn, Tante Emma oder sogar der*die Hundetrainer*in lassen immer wieder verlauten, ein Hund müsse immer zu 100% kontrollierbar sein. Die Angst, die Kontrolle zu verlieren, sitzt tief und es poppen sofort Worst-Case-Szenarien auf. Ein weiterer Grund liegt in der unbewussten und unreflektierten Übernahme veralteter Trainingsmethoden, mit dem Ziel “Chef*in sein” zu müssen. Die Rudeltheorie ist seit Jahrzehnten widerlegt. Trotzdem sind noch viele Methoden, die auf dieser Theorie gründen in Umlauf.
Welche Nebenwirkungen hat diese Methode?
Geben wir unseren Hunden nicht die Möglichkeit, mit Artgenossen angemessen zu kommunizieren, verwehren wir ihnen die Chance, ihre kommunikativen Fähigkeiten zu trainieren, auszubauen und zu verbessern. Wie sollen sie lernen, freundlich zu kommunizieren, sich friedlich zu verhalten, wenn sie das nicht üben dürfen? Grenzen wir durch Aufmerksamkeitsübungen – selbst positiv aufgebaute Signale – regelmäßig den Kontakt zu Artgenossen ein, nimmt unser Hund uns als Störfaktor in der
Interaktion mit Hunden wahr. Das kann Auswirkungen auf die Beziehung des Hund-Mensch-Teams haben.
Anders sieht es aus, wenn ein Hund Probleme in Begegnungssituationen hat. Reagiert er ängstlich, aggressiv oder freundlich aufdringlich auf Artgenossen ist eine Unterstützung seitens des Hundehalters notwendig.
Was können wir stattdessen machen?
Wir alle streben nach Sicherheit. Bei vielen Menschen wird das Bedürfnis nach Sicherheit nicht erfüllt, wenn ihr Hund sich nicht permanent an ihnen orientiert. Ein Hund ist ein Lebewesen, das man nie zu 100 % kontrollieren kann. Aber wir können Bedingungen schaffen, die uns Sicherheit und mehr Kontrolle über die Situation geben.
Der vertrauensvolle und bedürfnisorientierte Umgang mit dem Hund ist maßgeblich dafür, dass er sich im Kontakt mit anderen Hunden selbstständig an uns orientiert, wenn er sich z.B. in der Interaktion unwohl fühlt.
Weiter sollten wichtige Signale, wie ein sicherer Rückruf aufgebaut werden. Vor allem sollte an der Gelassenheit in Anwesenheit anderer Hunde gearbeitet werden. Ein Hund, der entspannt bleiben kann, handelt überlegt. Er greift auf Verhaltensweisen zurück, die sich für ihn in diesem Kontext lohnen. Die große Frage ist: Was hat der eigene Hund in Gesellschaft anderer Hunde gelernt?