Was wir von Ziegen
und anderen Tieren
lernen können –
(Clicker-) Training mit Ziegen in Emsdetten
Für viele Hunde- und Pferdetrainer ist es längst kein Geheimnis mehr, dass die Prinzipien des Clickertrainings bei jedem Tier gleich funktionieren. Im Training sind immer die Besonderheiten der entsprechenden Tierart zu berücksichtigen, aber die Anwendung der Lerngesetze ist im Großen und Ganzen immer gleich. Das klingt ganz einfach und logisch, für Sie? Herzlichen Glückwunsch, dann sind Sie einer der Tierhalter oder Trainer, die diese Erkenntnis bereits erlangt und vielleicht sogar verinnerlicht haben.
In meiner täglichen Arbeit mit Tieren fiel mir in der Vergangenheit immer wieder auf, dass dieser Transfer von einer Tierart auf die andere nicht für jeden so einfach ist. Ich möchte es an einem Beispiel verdeutlichen: In den sogenannten „Chickencamps“ oder auch Hühnermodulen leuchtet es allen Trainern ein, dass man im Training mit einem Huhn durch Schieben, Schimpfen und körperlichem Bedrohen nicht viel erreicht, dennoch werden manchmal diese Methoden am Hund weiter angewandt.
Zum Beispiel ein Trainer, der seinen Hund clickert und im Training den Fokus auf positive Verstärkung legt, trainiert aber sein Pferd beim Reiten mit Sporen und Gerte, denn bei einem Pferd wird der Einsatz von Futterbelohnung als zu gefährlich abgelehnt und die Anwendung von Druck und Strafe aufgrund der Größe des Tieres als notwendig erachtet.
Warum passiert so etwas?
Als erstes möchte ich klarstellen, dass ich nicht glaube, dass Tierhalter oder Trainer aus böser Absicht so handeln, sondern hier einfach Wissen und entsprechende Trainingsfähigkeiten fehlen. Jeder von uns hat sogenannte „blinde Flecken“, also Bereiche in denen es uns schwerfällt unser Wissen auf andere Bereiche zu übertragen und/oder unser Handeln zu reflektieren.
- Bilder: Wibke Hagemann
Ich habe beim Training verschiedener Tierarten, insbesondere dem Training der Hühner in den Hühnermodulen der Tierakademie Scheuerhof, sehr viel gelernt. Und ich habe mir die Frage gestellt, was mir geholfen hat, meinen Blickwinkel zu erweitern und den Transfer meiner Erkenntnisse und Erfahrungen von einer Tierart auf die andere zu übertragen. Bei mir waren es die vielfältigen Aha-Erlebnisse, die ich mit den Tieren erleben durfte! Beispielsweise, dass der ungenaue Umgang mit Belohnung die gleichen Trainingsprobleme beim Huhn, beim Hund, beim Pferd usw. verursacht und ich an meinen Fähigkeiten arbeiten muss, dieses Werkzeug präzise einzusetzen.
Inzwischen habe ich in meiner Tätigkeit als Zootiertrainerin mit vielerlei Tierarten zu tun und ich kam auf die Idee anderen Trainern und Interessierten die Gelegenheit zu geben im Training mit einer anderen Tierart einen Blick über den Tellerrand zu wagen.
So kam ich zu den Ziegen – naja, ehrlicherweise kamen die Ziegen zu mir. In einem Tierpark in Luxemburg erwiesen sich die schlauen Ziegen nämlich als fantastische Trainingspartner für die Tierpfleger, um das Trainingshandwerk zu erlernen und dabei klares Feedback von den Tieren zu erhalten. Ziegen sind Fluchttiere und reagieren sehr stark auf Bewegungen in ihrer Umgebung. Sie lernen schnell, beobachten ihr Gegenüber genau und haben eine überschaubare Körpergröße. Manche sagen Ziegen nach, sie seien stur und eigensinnig. Aber gerade das macht sie für mich zu einer besonderen Herausforderung, auch wenn ich finde, dass man den Tieren mit einer solchen Beschreibung völlig Unrecht tut. Nach diversen Trainingseinheiten mit vielen verschiedenen Ziegen war klar: Ziegen sind tolle Lehrer!
Wenn mich eine Idee einmal so richtig am Schlafittchen gepackt hat, dann lässt sie mich nicht mehr los, a. Also zogen in diesem Jahr vier Thüringer Waldziegen bei mir ein und stehen in meinen Seminaren den Teilnehmern als Trainingspartner zur Verfügung. In den ersten Seminaren zeigten die vier Damen namens Hilde, Mimi, Gerda und Zwiebel bereits, dass meine Idee funktioniert. Besonders wichtig ist mir dabei, bereits während des Seminars immer wieder über den Transfer der Erkenntnisse auf andere Tierarten einzugehen und den Fokus stark auf die Fähigkeiten des Trainers zu legen. Je weiter unser Blickwinkel als Trainer wird und je mehr wir unser Trainingshandwerk verbessern, desto mehr können wir zum Wohle der Tiere das Training über positive Verstärkung verbreiten.
Termine und Workshops:
- Hier geht es zu den Tagesworkshops und Wochenendseminaren
von Wibke Hagemann...
Zur Person

Wibke Hagemann, CaniPedia und Tiertrainingsakademie
Wibke Hagemann lebt in Emsdetten (NRW, Deutschland) und betreibt dort seit 8 Jahren ihre Hundeschule Canipedia. Seit 2015 ist sie als Trainerin und Beraterin für zoologische Einrichtungen tätig. Sie gibt ihr Wissen als Autorin, Coach und Ausbilderin in verschiedenen Projekten weiter und hält Vorträge im kynologischen und zoologischen Bereich.
Veröffentlicht am 22.11.2018
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