Vorsicht, bissig! CAT-Training für aggressive und reaktive Hunde, von Kellie Snider
Kellie Snider leitet dieses Buch durch ihre eigene Erfahrung mit einem aggressiven Papagei ein. Sie erzählt, wie dieser Papagei sie zum Thema und zur Arbeit mit aggressiven Hunden brachte. Auf eine sehr persönliche Art hinterlässt sie einen sympathischen ersten Eindruck und motiviert zum Weiterlesen.
Kapitel 1: Aggression und das konstruktive Aggressionstraining CAT
Snider erzählt von ihrem ersten Kontakt und Training mit dem aggressiven Hund Riley. Riley hat Probleme mit fremden Menschen. Sie betont, wie wichtig eine Videodokumentation während des Trainings ist, um anschließend das Verhalten des Hundes genau unter die Lupe nehmen zu können. Während des Trainings achtet sie sehr darauf, dass es keine Ablenkungen gibt und ihre Aufmerksamkeit zu 100% beim Hund ist. Ihr Ziel: Sie möchte die emotionale Grundlage zum Positiven verändern. Aus schrecklicher Angst und einer Abwehrbereitschaft soll ein friedliches Vertrauen werden.
Sie klärt über die Gefahr von positiver Strafe im Training mit aggressiven Hunden auf. Positive Strafe meint das Hinzufügen eines für den Hund unangenehmen Reizes, wie zum Beispiel der Leinenruck, sobald der Hund unerwünschtes Verhalten zeigt. Anschließend schreibt sie, wie wichtig es während des CAT-Prozesses ist, richtig zu managen, um unerwünschtes Verhalten so gut es geht zu vermeiden. Außerdem erklärt sie, wie Hundehalter in Notfallsituationen Schadensbegrenzung betreiben und folgenschwere Fehler ausschließen können. Weiter betont sie die Wichtigkeit einer Generalisierung des erwünschten Verhaltens. Das bedeutet, dass der Hund lernt, sein neu erlerntes Verhalten auf alle möglichen Situationen, die ihn belasten, zu übertragen.
Um aggressives Verhalten gar nicht erst entstehen zu lassen, widmet Snider einen Absatz dem Thema Sozialisation. Sie schreibt, dass der Begriff oft falsch verstanden werde, wodurch Halter ihre Welpen nach draußen bringen und sie mit vielen Dingen konfrontieren würden, ohne darauf zu achten, wie sich der Welpe dabei fühlt und was er nach der Reizwahrnehmung genau macht. Erkundet der Welpe seine Umwelt offen und neugierig, ohne dabei Angst zu haben? Oder versteckt er sich bei seinem Halter und möchte gar nicht in die Richtung des unbekannten neuen Reizes schauen? Oder bellt er sogar und hüpft wild herum?
Um erkennen zu können, wie sich ein Hund fühlt, muss man sein Ausdrucksverhalten, also seine Körpersprache, kennen und verstehen. Snider beschreibt Eskalationsstufen aggressiven Verhaltens. Das bedeutet, sie erklärt, wie Hunde aussehen bzw. welche körpersprachlichen Signale sie zeigen, bevor sie sich aggressiv verhalten:
- sie frieren ein (sie bewegen sich nicht mehr),
- sie starren,
- sie stürzen los und zuletzt
- beißen sie.
Trotz dieser eben aufgezählten Verhaltensweisen betont sie immer wieder, dass es absolut wichtig ist, den eigenen Hund genau zu beobachten, um zu wissen, welche Verhaltensweisen der eigene Hund zeigt, bevor er beißt. Jeder Hund ist anders.
Weiter geht es mit dem Thema medizinische Untersuchung vor dem Training. Wenn ein Tier Schmerzen hat oder nicht gesund ist, ist das Training wenig effektiv bzw. Verhalten nicht nachhaltig veränderbar. Auch klärt sie über die Notwendigkeit von Medikamenten im Training mit aggressiven Hunden auf. Für welchen Hund ist es sinnvoll, wann genau Medikamente zu nutzen.
Anschließend geht es wieder mit dem Ausdrucksverhalten weiter. Sie erklärt, warum es gefährlich ist, das Knurren zu bestrafen. Außerdem betont sie die Individualität von Verhaltensketten bei aggressivem Verhalten. Es ist wichtig, schon sechs oder sieben Verhaltensweisen vor dem Beißen im Training anzusetzen und dieses Verhalten (z.B. einfrieren) als unerwünschtes Verhalten anzusehen und genau an dieser Stelle ein Alternativverhalten zu etablieren.
- Schritt im CAT-Training:
Ein Helfer geht so nah an den Hund, wie dieser es aushält, ohne aggressives Verhalten (und dessen Vorstufen) zeigen zu müssen. Sobald der Hund erwünschtes oder neutrales (= entspanntes Erkundungs-) Verhalten zeigt, entfernt sich die Hilfsperson wieder.
Snider erklärt ausführlich, wieso Wegziehen im Training niemals der richtig Weg ist, wenn ein Hund aggressiv reagiert. Außer es geht um Schadensbegrenzung, weil jemand verletzt werden könnte. Wichtig: das bedeutet nicht, einen Hund der im Alltag aggressiv reagiert und Mensch oder Tier verletzen könnte, einfach machen zu lassen. In solchen Situationen nimmt man den Hund natürlich weg. Der Schutz aller Beteiligten steht an erster Stelle. Welche Maßnahmen zum Schutz sinnvoll sind, erklärt die Autorin in Kapitel 9 noch ausführlich. Kurz zusammengefasst: “Zieht man den Hund im Training weg, lernt er nichts!” Sie übersetzt die Hundesprache in solchen Situationen wie folgt: “Wenn dieses furchteinflößende Etwas kommt, flippt mein Besitzer aus, würgt mich und wir rennen weg!”
Allgemein geht es in diesem Kapitel viel um die Notwendigkeit herauszufinden, was das aggressive Verhalten des Hundes genau auslöst.
Das C bei CAT steht für das englische Wort constructive. Übersetzt heißt es also konstruktiv und bedeutet etwas konstruieren, aufbauen/etablieren/einführen und später erhalten. Der Hund soll lernen, dass es viel effektiver ist, erwünschtes Verhalten zu zeigen, um das für ihn wichtige Ergebnis zu erzielen.
Eine Schwierigkeit im Training sind Hunde, die gelernt haben still zu sein und sich nicht zu bewegen. Ganz nach dem Motto: Je weniger ich mich bewege, desto weniger Probleme habe ich. Ruhig zu sein, also sich nicht zu bewegen, bedeutet jedoch noch lange nicht, entspannt zu sein. Das Training mit Hunden, denen beigebracht wurde still zu sein (bewegungglos) ist nochmal anspruchsvoller. Der Ansatz im Training ist hier: jede Bewegung wird belohnt. Man bringt den Hunden also wieder bei, sich zu bewegen.
Die wirkungsvolle Belohnung im Training ist nicht eine hochwertige Futterbelohnung, sondern das Erreichen des Verhaltensziels. Bei Hunden die Angst vor Hunden haben, ist die verstärkende Belohnung beispielsweise, dass der fremde Hund weg geht bzw. die Distanz zum Angstauslöser vergrößert wird. Warum das so ist, wird im Buch sehr gut erklärt.
Kapitel 2: Die Veränderung liegt in ihrer Hand: Ergreifen sie die Initiative.
Snider gibt Ratschläge, woran man einen guten Trainer erkennt. Sie beschreibt einige rote Flaggen: Der Trainer hat keine Beschreibung seiner Trainingsmaßnahmen angegeben, es wird mit Belohnung und Bestrafung zugleich gearbeitet, eine stationäre Unterbringung ohne Einblicke haben zu dürfen oder eine Erfolgsgarantie in kurzer Zeit für viel Geld. (An dieser Stelle möchte ich gerne anmerken, dass man Sniders letzte rote Flagge so generell nicht bestätigen kann. Es gibt durchaus Trainer, die zu Beginn selbst mit dem Hund und überwiegend über positive und negative Verstärkung arbeiten und aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung sehr wohl eine Art Erfolgsgarantie zu einem festen Preis abgeben können.)
Die Autorin fordert die Leser nun heraus, einige Fragen, die sie im Buch stellt, ehrlich zu beantworten, um herauszufinden, ob man selbst in der Lage ist, seinen eigenen Hund trainieren zu können.
Weiter teilt sie die Schwere von Bissverletzungen in sechs Stufen ein. Sie gibt Prognosen der jeweiligen Stufen und beschreibt Managementmaßnahmen. Hunde der Stufe 1 und 2 können ohne Trainer trainiert werden. Ab Stufe 3 empfiehlt sie ein Training nur mit professionellem Trainer. Hunde der Stufe 6, deren Beißattacken zum Tod von Menschen geführt haben, empfiehlt sie die Euthanasie.
Kapitel 3: Korrekturen und Zwang im Aggressionstraining
Snider geht nochmal auf das Thema Strafe im Training mit aggressiven Hunden ein und betont, dass Strafen meist zu einer Verschlimmerung des Verhaltens führen. Sie beschreibt Folgen von Strafen, wie zum Beispiel die Symptomverlagerung oder die Selbstverletzung. Außerdem müssen Kriterien eingehalten werden, damit Strafe erfolgreich ist. Snider beschreibt diese Kriterien und geht gleichzeitig auf die damit verbundenen Risiken ein. Zudem gehen ethische und moralische Probleme mit Strafe einher. In einem Absatz berichtet sie von einem Schäferhund, der durch die Verwendung eines Stromhalsbandes beim Anblick von Hunden oder Menschen beißen wollte. Immer wenn Menschen oder Hunde zu nahe kamen und der Körper des Hundes vor Anspannung nur steif wurde, bekam er einen Schock. Er lernte, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Stromschlag in seinem Nacken, in Gegenwart von Mensch oder Hund größer ist. In der Welt des Hundes sind fremde Menschenund Hunde Schuld für die Schmerzen, die er erleiden muss. Passend zu diesem Praxisbeispiel erklärt Snider den Begriff Gegenkontrolle. Ein Hund der ständig bestraft wird, wird sich letztendlich wehren. Der Schäferhund hat zum Beispiel gelernt, dass seine ganze Bandbreite an Warnsignalen einen Schock auslöst. Aber er hat nicht gelernt, was er denn tun kann, um sein Dilemma zu lösen. Genau deshalb wird er möglicherweise trotzdem beißen, wenn er nah genug an die Bedrohung ran kommt.
Kapitel 4: Präsent sein: Beobachten sie genau
In diesem Kapitel geht es wieder um die Körpersprache der Hunde. Snider zählt bewusst keine aggressiven und entspannten Verhaltensweisen auf, weil sie will, dass jeder Leser sich eine eigene, individuelle Liste der Verhaltensweisen des eigenen Hundes anlegt. Sie stellt wieder Fragen, die jeder über seinen Hund beantworten, beziehungsweise bei seinem Hund genau beobachten soll, mit der Bitte, den Hund nicht extra in Situationen zu bringen, die ihn überfordern. Es ist ihr wichtig, den aktuellen Hund im Hier und Jetzt zu beobachten. In der Vergangenheit zu versinken und über mögliche Ursachen zu sprechen ist dabei nicht zielführend. Zudem versucht sie die Leser zu mehr Objektivität beim Beobachten zu bringen. Keine persönlichen Interpretationen, die auf Erfahrungswerten basieren. Anschließend setzt sie das aggressive Verhalten von Hunden in eine Reihenfolge von 12 Verhaltensweisen. Diese 12 Punkte sollen alle Verhaltensweisen vom entspannten bis zum aggressiven Hund zeigen. Diese Liste basiert auf ihrer 10-jährigen Erfahrung in der Arbeit mit aggressiven Hunden. Trotz dieser Liste betont sie wieder die Individualität von aggressivem Verhalten. Nicht alle Hunde zeigen alle Verhaltensweisen in genannter Reihenfolge. Das Verhalten des eigenen Hundes genau beobachten und eine eigene Liste anlegen ist ihr dringender Rat. In fünf Übungen beschreibt sie, wie man sich selbst schult, aktiv zu beobachten.
Kapitel 5: Aggressives oder reaktives Hundeverhalten verstehen
Snider erklärt die Lerntheorien. Zum einen die klassische Konditionierung und zum anderen die operante Konditionierung. Weiter geht sie auf die Funktion von Aggression ein. Anschließend thematisiert sie Stress im Training und auch wie wichtig es ist, Hunde an ihre Grenzen zu bringen, um neues Verhalten lernen zu können.
Kapitel 6: Seien Sie ausdauernd und konsequent
Zitat: “Sie müssen ihr Verhalten ändern, wenn Sie das Verhalten Ihres Hundes ändern möchten.” Kapitel 6 widmet sich zum Teil der eigenen inneren Einstellung des Halters. Snider betont außerdem, wie wichtig es ist, ausdauernd und immer konsequent im Training zu sein, da der Hund sonst unsicher ist, wie die Regeln nun genau lauten.
Kapitel 7: Mit dem CAT-Training starten
Zu Beginn sollte der Hund auf gesundheitliche Probleme gründlich untersucht werden. Snider schildert wiederholt den Einfluss von Krankheit und Schmerz auf das Verhalten des Hundes.
Bevor das eigentliche Training beginnt, findet eine ausführliche Anamnese statt. In diesem Kapitel werden alle Punkte beschrieben, die vorab geklärt werden müssen. Wie zum Beispiel:
- Wann war der Hund das erste mal aggressiv?
- Was tut der Hund, wenn er sich aggressiv verhält?
- Wogegen richtet sich seine Aggression?
- Wie reagiert der Halter?
Zudem stellt Snider wiederholt heraus, wie wichtig es ist, Bewegung zu belohnen. Je mehr der Hund sich bewegt, desto besser kann man arbeiten und ihn belohnen. Wird das Ruhig sein verstärkt, wird es viel schwerer zu erkennen, was der Hund als nächstes unternehmen wird. Viele Hunde scheinen zwar daraufhin nach außen ruhig zu sein, ist die Bedrohung aber nah genug herangekommen, um angreifen zu können, wird angegriffen.
Kapitel 8: Gutes Verhalten aufbauen
Die Autorin wiederholt nochmal anhand einiger Praxisbeispiele, wie aggressives Verhalten entsteht und wie wichtig es ist, zu wissen, wie konfliktvermeidendes Verhalten von Hunden aussieht, um bestenfalls frühzeitig die Situation verändern zu können. Anschließend geht es um die Situation, in der der Hund aggressiv reagiert. Genau in dieser Situation beginnt das Training. Die CAT-Prozedur (wird im Buch so genannt) wird anhand des Beispiels einer Hündin beschrieben, die das Sofa bewachte und aggressiv reagierte, sobald der Mann der Halterin sich näherte. Die Halterin der Hündin durfte problemlos am Sofa sitzen.
Beim CAT-Training wird nicht mit Leckerchen gearbeitet, sondern über negative Verstärkung. Also über erleichternde Belohnung. Zeigt ein Hund eine aggressive Verhaltensweise und die Bedrohung (z.B. der Mann, der sich auf das Sofa setzen möchte) verschwindet, empfindet der Hund dies als Erleichterung. Somit wird er dieses Verhalten häufiger zeigen, da es sich lohnt und der Hund sich dadurch besser fühlt.
Im CAT-Training sieht die Situation dann folgendermaßen aus:
Frau und Hündin sitzen am Sofa. Die Hündin wird von der Frau durch eine Leine gesichert. Der Mann kommt so nah, wie die Hündin es gut aushalten kann. Sobald die Hündin erste Verhaltensweisen ihrer individuellen aggressiven Verhaltenskette zeigt, bleibt der Mann stehen. Erst wenn die Hündin ein freundliches oder neutrales Verhalten zeigt, entfernt sich der Mann. Verschätzt man sich mal und die Hündin reagiert wieder aggressiv, bleibt der Mann so lang stehen, bis die Hündin ein minimal freundlicheres Verhalten zeigt. Anschließend beschreibt Snider die CAT-Prozedur noch an einem Hund, der in Begrüßungssituationen mit Menschen aggressiv reagiert und an einem Hund, der auf Artgenossen aggressiv reagiert.
Kapitel 9: Sicherheit und Management
In diesem Kapitel beschreibt die Autorin Risiken, die die Arbeit mit aggressiven Hunden mit sich bringt. Sie nennt eine weitere rote Flagge, die kein Merkmal eines guten Trainers ist, nämlich viele Bisse durch Hunde. Das sollte hellhörig machen. Es weist daraufhin, dass der Trainer nicht ausreichend Sicherheitsmaßnahmen getroffen hat.
Snider empfiehlt folgende Sicherheitsmaßnahmen im Training mit aggressiven Hunden: Ein positiv aufgebauter Maulkorb, Zaun zwischen aggressivem Hund und der Bedrohung, die richtige Kleidung und/oder den Hund durch eine zweite Leine zu sichern.
Kapitel 10: Das Trainingsteam, die Hilfsmittel und der Ort
Die Helfer: Helfer können Menschen, Hunde, Stoffhunde, Katzen oder all das, worauf der Hund aggressiv reagiert sein. Eine 100%ige Kooperation während des Trainings durch den Helfer ist Grundvoraussetzung. Anweisungen müssen exakt eingehalten und umgesetzt werden. Ein Hund als Helfer muss genau beobachtet werden. Sobald er Anzeichen von Angst zeigt, braucht er eine Pause oder das Training sollte abgebrochen werden. Der Helferhund sollte ruhig sein und auf aggressives Verhalten nicht mit aggressivem Verhalten reagieren. Es sollte nicht immer der gleiche Helferhund zum Einsatz kommen, da sonst die Gefahr besteht, dass der Helferhund selbst Probleme mit Artgenossen entwickelt. Das Trainingshalsband: Snider empfiehlt ein gut sitzendes, stabiles Halsband, aus dem sich der Hund nicht herausziehen kann. Für Hunde mit schmalem Kopf und viel Fell (wie z. B. der Collie) empfiehlt sie ein Würge- oder Zugstopphalsband. Sie schreibt weiter, dass sie generell das Geschirr dem Halsband vorzieht.
(Anmerkung: da das Buch aus dem amerikanischen Raum kommt, sind Würgehalsbänder erlaubt. Snider empfiehlt diese jedoch wirklich nur für Hunde, die dazu neigen, sich aus dem Halsband zu ziehen. Sie berichtet von einem Beispiel mit ihrer eigenen Hündin, die erschrocken ist und in Panik wegrennen wollte, jedoch durch das Würgehalsband daran gehindert werden konnte, was in diesem Fall ihr Leben rettete. Vom Kopfhalfter rät sie ab, da es oft falsch eingesetzt wird und somit gefährlich für Hunde sein kann. Auch hierzu eine Anmerkung: positiv und kleinschrittig auftrainiert und vorallem richtig angewendet, ist das Kopfhalfter durchaus ein sinnvolles Trainingszubehör.)
Sie empfiehlt mit Hunden, die stark ziehen, vor dem CAT-Training ein Leinenführigkeitstraining zu machen. Ein weiteres Hilfsmittel ist der Maulkorb, bei dem, wie bereits erwähnt, das Tragen im Vorfeld positiv aufgebaut werden sollte. Bei sehr starken Hunden oder auch an der Leine ziehenden/ruckenden Menschen, ist es eine gute Methode, den Hund an einen Bauchgurt zu schnallen. Ein weiteres Hilfsmittel sind Ortsmarkierungen. Diese helfen, sich genau zu merken, wie nah man bei der Trainingssession an den aggressiven Hund ran kam und wo man bei der nächsten Einheit weiter machen muss. Schutzausrüstung: Um Beißvorfälle zu vermeiden empfiehlt die Autorin, Zäune oder andere Barrieren zwischen Hund und Bedrohung. Außerdem beschreibt sie, welche Schutzkleidung sinnvoll ist.
Kapitel 11: Der Ablauf des CAT-Trainings
Die Autorin wiederholt wichtige Fragen, mit denen der Halter sich vor Beginn des Trainings intensiv auseinander setzen sollte, wie zum Beispiel: Wie verhält sich der Hund aktuell? Was ist das Ziel? Und so weiter.
Während des Trainings rät sie, ein Tagebuch über die Sitzungen und Fortschritte zu führen. Im darauffolgenden beschreibt Snider alle Punkte, die für eine optimale Vorbereitung für das Training getroffen werden müssen. Wie wir bereits wissen, wird mit dem aggressiven Hund im Training ohne Leckerlis gearbeitet. Der Helferhund dagegen wird hochwertig für seine Mitarbeit belohnt. Zu Beginn der CAT-Prozedur ist es wichtig, kleinste, neutrale (nicht aggressive) Verhaltensweisen durch das Weggehen der Bedrohung zu belohnen. Nach einigen Wiederholungen wartet man immer etwas länger und schaut, was der Hund an weiterem Verhalten anbietet. Ein wichtiger Punkt ist die Generalisierung des Verhaltens. Das bedeutet, das Training in Situationen und an Orten umzusetzen, die für den eigenen Alltag relevant sind. Snider wird oft gefragt, ob Helfer oder Hilfshunde nun ihr Leben lang weggehen müssen. Wenn aggressive Hunde die CAT-Prozedur erfolgreich durchlaufen und alle Situationen generalisiert haben, stellt sich bei vielen Hunden der “Umschalt-Effekt” ein. Das bedeutet, dass ehemals aggressive Hunde oft ihre Meinung über die Bedrohung ändern und freundlich um Aufmerksamkeit bitten.
Snider rät trotzdem zu einem kurzen Erstkontakt, um das Verhalten des ehemals aggressiven Hundes überprüfen zu können. Wenn er immer noch entspannt und interessiert ist, kann der nächste Versuch starten.
Kapitel 12: Schlussfolgerungen
Zusammenfassend geht die Autorin auf das Thema ein, sich als Halter eines aggressiven Hundes genau zu überlegen, ob man die CAT-Prozedur mit seinem eigenen Hund und allen aus diesem Buch gewonnen Informationen alleine bewältigen kann. Zuletzt weist sie darauf hin, wie wichtig es ist, die Welt des Hundes so zu gestalten, dass das freundliche Verhalten auch weiterhin für den Hund lohnenswerter ist, als alles andere.
FAZIT:
Ich finde das Buch von Kellie Snider wirklich spannend. Man gewinnt einen tiefen Einblick in die Arbeit und das Training mit aggressiven Hunden und bekommt ein klares Bild im Kopf, das Training zu gestalten. Für mich als Hundetrainerin waren viele “Aha-Momente” dabei, die ich in meiner Arbeit mit aggressiven Hunden direkt umsetzen kann. Nichtsdestotrotz motiviert dieses Buch Hundehalter mit aggressiven Hunden alleine zu trainieren. Auch wenn sie schreibt, dass Hunde der Stufe 3 im Training auf jeden Fall durch einen Trainer begleitet werden sollen. Für mich war das Buch eine große Hilfe, ich habe aber auch sehr viel Hintergrundwissen. Ob ein Hundehalter ohne diesen Background sämtliche Inhalte korrekt umsetzen kann, weiß ich nicht. Gerade in der Arbeit mit aggressiven Hunden sehe ich dabei viele Gefahren. Snider schreibt von der Wichtigkeit guten Managements. Sie gibt beispielsweise den Ratschlag, mit aggressiven Hunden nur spätabends oder nachts rauszugehen oder sie nur noch in den Hof rauszulassen. Die Umsetzung für Kunden, die beispielsweise in einer Stadt mit hoher Hundedichte leben, stelle ich mir problematisch vor. Hier fehlt mir eine alltagsnähere Lösung. Das Buch war durch viele Praxisbeispiele schön zu lesen. Für mich wäre es jedoch trotzdem ansprechender gewesen, die theoretische Grundlage der CAT-Prozedur auch als solche gesondert zu lesen. Viele Themen im Buch wiederholen sich in mehreren Kapiteln, sodass man manchmal das Gefühl bekommt, vom eigentlichen Thema abzukommen. Wobei Snider bei vielen Punkten auch einfach nochmal die Wichtigkeit dahinter betonen will. Für Hundetrainer und sehr engagierte Hundehalter ist dieses Buch definitiv eine Bereicherung in der Arbeit und im Umgang mit aggressiven Hunden – deshalb ist es ganz klar ein Easy Dogs Insidertipp!
VERLAGSINFO:
- Hier kaufen
- Autor: Kellie Snider
- Verlag: Kynos Verlag
- Umfang: 232 Seiten
- Sprache: deutsch
- ISBN: 978-3954641918
- Preis: 29,95 €
PRODUKTBESCHREIBUNG:
Kellie Snider war Forschungsassistentin von Dr. Jesus Rosales-Ruiz, dem Erfinder der CAT-Methode an der Universität von North Texas. Das Thema ihrer Diplomarbeit im Studiengang Verhaltensanalyse lautete „Eine konstruktive Aggressionsbehandlung für Hunde“. Nach ihrem Studium reiste sie mehrere Jahre durch die USA, Kanada und England, um Trainern auf Seminaren ihr Programm zur Rehabilitation aggressiver Hunde vorzustellen. Sie entwickelte Verhaltenstrainings-Programme für Tierschutzorganisationen und Tierheime, schulte deren Mitarbeiter und wurde mit zahlreichen Preisen für ihre Arbeit ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrer Familie und ihren Tieren in Dallas/Texas.