Warum einen Hund aus dem Tierschutz?
WISSENSWERTES ZUM FRED & OTTO STADTFÜHRER MITTELFRANKEN
Kapitel “Züchter, Tierheim & Co.” (Leseprobe)
AUSLANDSADOPTION & WILDE KERLE

Wir haben nachgefragt, warum sich Hundefreunde für einen Vierbeiner aus dem Tierschutz entschieden haben und dabei ganz unterschiedliche Antworten erhalten:
“Für mich kommt ausschließlich ein Hund aus “zweiter Hand” in Frage. Viele Hunde suchen aus den verschiedensten Gründen ein neues Zuhause, Mischlinge genauso wie Rassehunde, und in allen Altersklassen. Die meisten dieser Hunde sind entgegen bestehender Vorurteile ganz normale Hunde ohne psychische oder gesundheitliche Schäden. Sie zeigen typisches Hundeverhalten und können sich genauso problemlos in ihre neue Familie einfügen wie ein Hund vom Züchter. Meine Terriermixhündin Maya zog 2008 als Welpe aus dem Tierschutz bei mir ein und sorgt mit ihrem lustigen und offenen Wesen Tag für Tag dafür, dass die Sonne ein bisschen heller scheint.”, Maria Rehberger.

“Es gibt so viele Hunde auf dieser Welt. Davon leben einige unter schlimmsten Bedingungen, “vegetieren” jahrelang im Tierheim oder sie erwartet der Tod, wenn sie nicht bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ihren Menschen gefunden haben. Warum sollte man mit diesem Wissen Geld für einen Hund vom Züchter ausgeben? Ein weiterer wichtiger Aspekt ist für mich, dass ich mit einem Kauf beim Züchter die gängigen Praktiken unterstütze würde, wie zum Beispiel den extremen Fokus auf Äußerlichkeiten und dadurch bedingt Kompromisse bei der Gesundheit und im Verhalten! Erwachsene Second-Hand-Hunde sind oft “Überraschungspakete”, denn die Vorgeschichte ist nicht immer vollständig bekannt. Das kann etwas mehr Management und Zeit für Training erfordern als bei Welpen, die es im Tierschutz übrigens auch gibt! Letztendlich kommt es bei der Auswahl des Hundes auf viele Faktoren an: die Persönlichkeit des Hundes, verfügbare Zeitressourcen, die Bereitschaft, sich unter Umständen intensiv mit Erziehung bzw. dem Training an Verhaltensproblemen auseinanderzusetzen, der Familienzusammensetzung, u.v.m.”, Tamara Degenhardt, Inhaberin der Hundebetreuung “Fellkindergarten“.
Was man grundsätzlich über die Erziehung und das Verhalten von Tierschutzhunden wissen muss:
Hunde aus dem Tierschutz sind nicht dankbar. Sie benehmen sich nicht automatisch gut, nur weil sie gerettet wurden.
- Sie sind nicht per se seelisch verdorben, kaputt oder krank. Es sind aber auch nicht alle Tiere gesund, nur weil es sich um Mischlinge handelt.
- Einen Hund aus dem Tierschutz aufzunehmen bedeutet nicht zwangsläufig ein größeres Pensum an Erziehungsarbeit.
- Geduld, Verständnis und Einfühlungsvermögen sind wichtige Voraussetzungen für die Erziehung und ein erfolgreiches Training an problematischen Verhaltensweisen. Mit Mitleid ist dem Tier nicht geholfen.
- Eine realistische Einschätzung ist oft selbst für Fachleute schwierig. Rechnen Sie damit, dass Probleme auftreten können, die Sie so früh wie möglich mit der Unterstützung eines kompetenten Verhaltensberaters bearbeiten. Rechnen Sie damit, dass die Beschreibung des Hundes nicht (mehr) zutrifft.
- Hunde aus dem Tierschutz bringen eine Vergangenheit mit. Es ist müßig zu analysieren, was diese wohl erlebt haben müssen und welche Umstände zum heutigen Verhalten geführt haben. Nutzen Sie die Zeit sinnvoll, indem Sie frühzeitig mit dem Training beginnen und günstige Rahmenbedingungen dafür schaffen.
- Unerwünschtes Verhalten löst sich selten von alleine. Abwarten ist deshalb keine gute Idee. Es sollte zügig unterbrochen werden, ohne den Hund dabei zu erschrecken oder zu bedrohen. Der Hund muss lernen, alte Verhaltensmuster durch neue zu ersetzen.
Wie erkennt man seriöse Tierschutzorganisationen?
- www.tierfreund.de/wie-erkennt-man-eine-seriose-tierschutzorganisation
- www.auslandstierschutz.jimdo.com/infos-tierschutz/was-ist-guter-tierschutz
Der Umgang mit ängstlichen Hunden
Wie erkennt man aggressives Verhalten?
Tierschutzhund zieht ein: Wie man einen Hund richtig sichert
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Alfa, Mischlingshündin aus Kroatien, auf Entdeckertour.
- Adoption aus dem Ausland?
Tierschutz kann und sollte nicht an der Landesgrenze aufhören. Doch wo fängt man an und was geht am Tierschutzgedanken vorbei? Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) gibt im Merkblatt Nr. 113 “Hundeimporte aus Süd- und Osteuropa – Hundehandel unter dem Deckmantel des Tierschutzes” zu bedenken: “Der regelmäßige Import von Hunden aus Süd- und Osteuropa führt dazu, dass die Vermittlung hiesiger Tierheimhunde schwieriger wird. Aus dem Ausland werden verstärkt Welpen und Junghunde nach Deutschland verbracht. Große, ältere, schwer vermittelbare Tierheimhunde werden vermutlich länger als üblich in den Tierheimen bleiben.”
Das Team der Tierschutzorganisation “Tierschutz Team Franken” spricht sich für den Auslandstierschutz aus: “In Rumänien und etlichen anderen Ost- und Südeuropäischen Ländern sind die Zustände in Tierheimen, Tötungs- und Auffangstationen weitaus schlechter als in Deutschland. Diese werden in der Regel privat geführt und finanziert. Die medizinische Versorgung der Tiere ist nicht immer gewährleistet, Zwinger können teilweise nicht ausreichend warm gehalten werden und verletzte oder kranke Tiere haben kaum Chancen. In Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Russland, Griechenland, Portugal, Spanien und Italien gibt es nach wie vor Tötungen, das heißt die Fundtiere werden nur für einen festgelegten Zeitraum, meist 21 Tage, in den Auffangstationen untergebracht. Werden sie nicht rechtzeitig abgeholt oder vermittelt, tötet man sie. Um diese Zustände ein Stück zu verbessern engagieren wir uns im Auslandstierschutz, was regelmäßige Spendentransporte an Tierheime und Privatpersonen umfasst, die Unterstützung bei der Tiervermittlung durch kompetente Pflegestellen sowie die Hilfe zur Selbsthilfe, um die Situation vor Ort zu verbessern.”
Warum ein Tier aus dem Ausland?

Ist eine Resozialisierung von Straßenhunden überhaupt möglich?
Wir haben bei Hundetrainerin Maria Rehberger, Easy Dogs Hundetraining Nürnberg, nachgefragt: Mit welchen Problemen muss man rechnen, wenn man einen Straßenhund adoptiert?
“Wenn ein Hund aus dem Ausland einzieht, der in seinem Heimatland schon einige Zeit auf sich selbst gestellt auf der Straße gelebt hat, muss man damit rechnen, dass dieser Hund bestimmte Erfahrungen mitbringt und entsprechendes Verhalten zeigt. Dazu gehören beispielsweise eine hohe jagdliche Motivation, die Angewohnheit alles Fressbare aufzusammeln und schnell herunter zu schlucken, aber möglicherweise auch eine gewisse Scheu vor allen Menschen oder Menschen eines bestimmten Typs und verschiedene andere Ängste, wie zum Beispiel vor Straßenverkehr. Auch Stubenreinheit ist meistens ein Thema und muss dem Hund möglicherweise wie einem Welpen erst beigebracht werden. Man sollte sich dieser möglichen Schwierigkeiten bewusst sein, wenn man sich dazu entschließt, einem ehemaligen Straßenhund ein neues Zuhause zu geben und von Anfang an einen kompetenten Trainer zur Unterstützung hinzuziehen.”
Wie lange dauert eine “Resozialisierung”? Ist diese immer möglich und wie lange dauert es, bis die Hunde Vertrauen fassen?
“Wie lange es dauert, bis ein Hund sich an seine neuen Lebensumstände gewöhnt hat, lässt sich pauschal nicht sagen. Es ist abhängig von der Anpassungsfähigkeit des jeweiligen Hundes, von der Umgebung, in der er leben soll und natürlich von den Vorerfahrungen, die der jeweilige Hund gemacht hat. Zeit und Geduld, großes Verständnis für das Tier sind die Grundvoraussetzungen dafür, einen ehemaligen Straßenhund in unsere Umwelt zu integrieren. Am Wichtigsten ist hierbei, dass der Hund besonders in der ersten Zeit sehr gut gesichert wird (Leine, ausbruchssicheres Brustgeschirr, ggf. doppelte Sicherung durch ein zusätzliches Halsband), denn leider passiert es immer wieder, dass ein gerade erst (aus dem Ausland) vermittelter Hund sich erschreckt und panisch davon läuft. Diese Erfahrung sollte man dem Hund und natürlich auch sich selbst unbedingt ersparen.”
BUCHTIPPS:
- Der Tierschutzhund, Pia Gröning
- Weis(s)e Schnauzen, Clarissa von Reinhardt, Britta Putfarcken
- Hunde aus dem Ausland, Udo Gansloßer
VERLAGSINFO:

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- Autorin: Claudia Matten, Easy Dogs
Fotografin: Sandra Wierszyn, Makani Fotografie - Verlag: FRED & OTTO, Auflage: 1 (24. November 2014)
- Broschiert: 260 Seiten
- Sprache: Deutsch
- Format: 16 x 21 cm
- ISBN-13: 978-3956930041
- Preis: 9,99 €
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- Züchter, Tierheim & Co.
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