Agility mit Pferden, Buch von Nina Steigerwald
Nina Steigerwald, Müller Rüschlikon
Zugegeben mit Agility, egal ob mit Hund oder Pferd, habe ich mich bis vor kurzem kaum beschäftigt. Doch die Autorin versteht es mit ihrem Buch das Interesse an pferdegerechtem Training, Sport und Spaß im Team zu wecken. Die Variante, die es hier zu entdecken gibt, dürfte wohl jeden Leser fesseln, der sich für freiwillige und motivierte Pferde interessiert, oder wie Viviane Theby es so schön in ihrem Vorwort ausdrückt: „…jeder Pferdemensch der diese Arbeit sieht, kann eigentlich nur an die Pferde in seinen Kindheitsträumen erinnert werden… und damit kann dann doch noch ein Teil dieser Träume wahr werden.“
Das Buch ist in acht Kapitel unterteilt die sinnvoll aufeinander aufbauen. Im ersten Themenblock werden die theoretischen Grundlagen behandelt und zum besseren Verständnis oft auch anhand von praktischen Beispielen erläutert. Da im positiven Pferdetraining die Signalkontrolle ein wichtiges Thema ist und sich doch sehr vom „herkömmlichen“ Umgang mit Pferden unterscheidet, liefert das Buch eine interessante Definition, die auch im späteren Training immer wieder weiterhelfen kann.
Besonders beim Training mit einem so großen Tier wie dem Pferd, ist es sinnvoll von Anfang an darauf zu achten, dass es ein bestimmtes Verhalten ausschließlich zeigt, wenn es das Signal dazu bekommen hat und dass es das Verhalten nicht zeigt, wenn es kein Signal bekommen hat. Wer möchte schon gerne den Huf eines Kaltblüters ins Gesicht bekommen, nur weil dieser das Bücken als Signal für das Hufe heben verstanden hat. Als wäre das Lehren der Signalkontrolle nicht schon eine große Herausforderung an den Trainer, soll das Pferd sobald es das Signal bekommt das passende Verhalten prompt, genau und zügig ausführen. So lernt das Tier still zu stehen und zu verstehen wann es sich etwas verdienen kann, statt dauerhaft mit einem hohen Erregungsniveau und unter Anspannung Verhalten anzubieten.
Besonders den Verweis darauf, dass Signale auch einmal nicht ausgeführt werden können wenn sich das Pferd noch nicht sicher genug ist, finde ich für viele Pferdehalter sehr hilfreich. Schön auch, dass wissenschaftliche Studien zum Phänomen der Kommunikation allein durch Körpersprache (S. 22) erwähnt werden.
Im zweiten Teil geht es dann schon an die Praxis. Neben der Ausrüstung für das Pferd wird auf die Arbeit mit Futter als Verstärker eingegangen. Die “Uhrenübung” zeigt einen sinnvollen, kleinschrittigen Trainingsaufbau, um den Pferden zu helfen bei sich zu bleiben auch wenn der Mensch mit besonders motivierendem Futter arbeitet. Immer wieder geht die Autorin hier nochmal auf die Unterschiede zum herkömmlichen Training ein.
Im Laufschritt geht es weiter zum dritten Kapitel bei dem sich alles um die freie Arbeit mit dem Pferd dreht. Es werden detailliert Trainingswege für verschiedene Übungen aufgezeigt und die Wichtigkeit von Managementmaßnahmen erklärt. Wendungen, Wechsel, Drehung, Rückruf und das Rückwärts, um nur einige Beispiele zu nennen, werden hier mit beispielhaftem Trainingsaufbau abgehandelt. Auch das Erarbeiten der schnelleren Gangarten wird vorgestellt.
Rauf und Rüber, in diesem Themenblock werden erste Übungen mit Turngeräten vorgestellt. Hier finden sich zu den Trainingsplänen zusätzliche Bauanleitungen (Balancierbalken, Trekkerprofil, Stepper) und als i-Tüpfelchen werden die Vorteile für Pferde mit körperlichen Defiziten erläutert, besonders die Idee des Steppers hat mich beeindruckt.
Bauanleitungen für die Ganzkörper-und die Zweibeinwippe sowie, nicht ganz so ausführlich, für die Zweipferdewippe, den Drehteller und das Wackelbrett, findet man im nächsten Kapitel. Instabilität im Training für Stabilität im Alltag – hier lässt die Autorin ihr Wissen aus der Human-Physiotherapie einfließen und es entstehen zum Teil sehr faszinierende Einblicke und Ausblicke wie sich Nützliches mit Spaß und Freude verbinden lässt. Man findet sehr viel Input für die Praxis vor allem was die Gerätebeschaffenheit angeht.
Auch alle Arten von Sprüngen kommen nicht zu kurz. Ob Schmalsprung, Weitsprung, Reifensprung und Kombinationen aus verschiedenen Varianten, hier findet jeder den passenden Sprung oder Hüpfer. Fehlen nur noch Slalom, Tunnel und Wassergraben. Diese werden besprochen und erklärt, bevor am Ende des Buches alles zu einem Parcours zusammengebastelt wird. Schön sind hier die verschiedenen Parcoursbeispiele, mit einer Angabe was Mensch und Pferd schon können müssen, um den Parcours zu bewältigen. Hier ist der richtige Ort um kurz noch auf den Aufbau von Dauer und das Verketten der einzelnen Übungen einzugehen.
Fazit:
Ein wirklich gelungenes Buch, randvoll mit Ideen, Anregungen, Bauanleitungen und Trainingsplänen. Menschen, die sich schon etwas mit dem Clickertraining beschäftigt haben, finden hier ein Feuerwerk an Wissen gerade für die Umsetzung in der Praxis, gleichzeitig können Clickerneulinge viel Nutzen aus der Lektüre dieses Buches ziehen. Man bekommt definitiv Lust sofort mit seinem Pferd zu trainieren, zu bauen und auszuprobieren. Ich wünsche diesem Buch viele Leser, die sich von den wundervollen Bildern und dem gelungenen Anleitungen inspirieren lassen, für ihre Pferde und sich selbst. Easy Dogs Insidertipp!
VERLAGSINFO:
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- Autor: Nina Steigerwald
- Verlag: Müller Rüschlikon, 1. Auflage, 25.2.2015
- Umfang: 144 Seiten
- Sprache: Deutsch
- ISBN: 978-3275020119
- Format: 17 cm x 24 cm
- Preis: 24,90 €
Agility mit Pferden ist eine junge, vielseitige Sportart. Hier geht es um Gesundheit und Lebensfreude durch Spaß an gemeinsamer Bewegung. Mensch und Pferd jeden Alters bewältigen als Team einen Parcours aus unterschiedlichsten Hindernissen. Neben den klassischen Sprüngen können Aufgaben und Geräte kreativ eingebaut werden, deren Fertigung und das Training im Parcours werden verständlich erklärt. der Wechsel zwischen flotter Bewegung und höchster Konzentration schult das Körpergefühl und die gesamte Motorik. die Freiarbeit mit positiver Verstärkung ist eines der schönsten Geschenke, die wir unserem Freizeitpartner Pferd zukommen lassen können.