Ehrlich motiviert!, Buch über positives Training mit Pferden von Sylvia Czarnecki

Dabei geht es zunächst darum, was ein partnerschaftlicher Umgang mit dem Pferd für die Autorin bedeutet. „Heute vertreten Wissenschaftler und Ethnologen die Auffassung, dass eine Rangordnung zwischen Pferd und Mensch nicht existiert, da es diese nur innerhalb einer Tierart gibt. […] Wenn Sie Ihr Training kleinschrittig genug aufbauen, sodass das Pferd die Teilschritte versteht, wird es keine Notwendigkeit sehen, Ihre Entscheidungen zu hinterfragen.“ (Sylvia Czarnecki, ‚Ehrlich motiviert‘ 2016, S. 13)

In der folgenden ersten Hälfte des Buches beschreibt und erklärt sie anschaulich Begriffe der Lerntheorie, wie klassische und operante Konditionierung, Verstärker und Verstärkung, Signale und Signalkontrolle. Dabei beschreibt die Autorin erfrischend authentisch, warum es unrealistisch ist, von heute auf morgen sein komplettes Training umzustellen, und dass Mensch und Pferd sich ruhig die Zeit nehmen dürfen, sich nach und nach auf das neue System einzulassen. Sylvia Czarnecki betont dabei auch, dass ein zusätzliches Leckerchen nach einer Übung aus einer negativen keine positive Verstärkung macht, und dass irgendwann der Punkt kommen wird, an dem man seine eigene Einstellung zum Training ehrlich hinterfragen muss. „Solange Sie sich immer wieder ein ‚Hintertürchen‘ schaffen, damit Sie das letzte Wort haben, werden Sie immer wieder an einen Punkt kommen, an dem Ihr Pferd Ihnen eine vermeintliche Grenze der positiven Verstärkung aufzeigt.“ (Sylvia Czarnecki, ‚Ehrlich motiviert‘ 2016, S. 41)

Im zweiten Teil des Buches wird es dann praxisorientiert. Die Autorin zeigt die unterschiedlichen Wege, um Verhalten zu erarbeiten und geht dabei ebenfalls auf Vor- und Nachteile und mögliche Stolperfallen ein. Einstiegsübungen wie die Konditionierung auf das Markersignal, das Training von Halftergriff, Nullposition, Kopfsenken, Matten- und Targetarbeit und auch konkrete Übungen wie gemeinsames Angehen und Anhalten, Rückwärtsrichten, Handwechsel und Stehen werden anschließend ausführlich beschrieben und mit vielen Fotos veranschaulicht.

Mit dem letzten Abschnitt schafft Sylvia Czarnecki eine Brücke zur Praxis, die in meinen Augen in vielen anderen Büchern zu kurz kommt. Es geht um den Umgang mit Problemverhalten, um Management-Maßnahmen und das Verändern der eigenen Einstellung sowie das Thema Freiwilligkeit. Dabei geht es nicht darum, andere Vorgehensweisen und Methoden zu kritisieren, sondern darum, dass manches Verhalten einfach menschlich ist, genauso wie unsere Pferde sich eben “pferdisch” verhalten. Im Training befinden wir uns immer auf einem Weg, dessen Richtung wir beeinflussen können, ohne dass wir dafür vom ersten Tag an perfekt sein müssen.
„Wir sind alle nicht perfekt! Und im Training wird es immer unperfekte Momente geben. Momente, in denen wir uns überfordert fühlen oder falsch reagieren, obwohl wir es eigentlich besser wissen. Wichtig ist, was nach einer Eskalation passiert und wie man damit umgeht. Nehmen Sie es sachlich, sportlich und vor allen Dingen nicht persönlich, sondern passen Sie Ihre Vorgehensweise an. Auch Pferde dürfen eine Stimme haben!“ (Sylvia Czarnecki, ‚Ehrlich motiviert‘ 2016, S. 135)

Fazit: Mit diesem Buch hat es die Autorin auf erfrischende und authentische Weise geschafft, trockene Lerntheorie und praxisnahes Training in ihrem ganz persönlichen Stil zu beschreiben. Dabei richtet sie sich nicht nur an Leser, die sich bereits mit der positiven Verstärkung auskennen und beschäftigen, sondern auch an alle, die gerade vorhaben, oder bereits dabei sind, umzusteigen. Ganz ehrlich beschreibt sie dabei auch die Schwierigkeiten und Fallstricke, die einen beim Umstieg erwarten können – und wie man damit umgehen kann. Ein echter Easy Dogs Insider-Tipp!