Das Markersignal im Hundetraining: was ist das und wie funktioniert es?
Das Markersignal – was ist das?
Ein Markersignal ist ein bestimmtes Wort- oder auch Geräusch, das punktgenau Verhaltensweisen des Hundes “markiert” und dem Hund somit sagt: “Das, was du gerade in diesem Moment machst, ist aus menschlicher Sicht richtig – und du bekommst dafür eine attraktive Belohnung.” Damit ein Hund sein gezeigtes Verhalten mit einer Konsequenz verknüpft, hat man nicht viel Zeit zu reagieren. Genau genommen nur 0,5 bis 2 Sekunden (unter Laborbedingungen, sehr wahrscheinlich sogar noch kürzer). Da es in vielen Situationen fast unmöglich, oder nur sehr schwer ist, in dieser kurzen Zeitspanne adäquat auf das gezeigte Verhalten des Hundes zu reagieren, können Sie das Markersignal zur Hilfe nehmen.
Sie verschaffen sich Zeit und der Hund weiß trotzdem, welches Verhalten das erwünschte war und verknüpft die Belohnung, selbst wenn sie erst ein paar Sekunden später kommt, noch mit dem markierten Verhalten. Durch dieses Signal können Sie mit Ihrem Hund klar kommunizieren. Sie schaffen eine Sprache, die von beiden Seiten verstanden wird. Könnten unsere Hunde Deutsch verstehen und sprechen, wäre vieles ganz selbstverständlich. Das ist aber leider nicht der Fall und genau deswegen schaffen wir durch das Markersignal eine gemeinsame Sprache.
Welche verschiedenen Markersignale gibt es?
Markersignale können dem Hund über verschiedene Sinne vermittelt werden. Da gibt es beispielsweise taktile Markersignale, was „den Tastsinn betreffend“ bedeutet. Dies können Berührungen sein, wie leichtes Tippen auf die Schulter oder auch Vibrationen eines Halsbandes. Derartige Markersignale eignen sich besonders für blinde oder taube Hunde.
Ein klarer Nachteil beim Tippen auf die Schulter ist jedoch, dass eine Arbeit auf Distanz mit dem Hund so nicht möglich ist, weshalb dies nicht die erste Wahl eines Markersignals sein sollte.
Zusätzlich gibt es auch noch visuelle Signale, also den Sehsinn betreffend. Das könnte beispielsweise ein Laserpointer sein, mit dem man mit dem Hund über ein Blinken auf dem Boden kommunizieren kann. Eine weitere Möglichkeit wäre auch, den Daumen hoch strecken. Diese Varianten eignen sich ebenfalls für taube Hunde oder wenn man ein Markersignal geräuschlos einsetzen möchte, um beispielsweise in einer Teamsitzung nicht zu stören und dem Hund trotzdem positives Feedback geben möchte. Bei dieser Variante ist jedoch zu bedenken, dass der Hund, um die optische Rückmeldung vom Menschen wahrnehmen zu können, direkt zum Menschen blicken muss.
Am geläufigsten sind wohl aber die auditiven Signale, also den Gehörsinn des Hundes betreffend. Das sind Wörter oder Geräusche wie beispielsweise das Klicken des Knackfroschs/Klickers oder auch die Hundepfeife, die als Markersignal genutzt werden kann.
Verbale Markersignale sollten sich deutlich vom Alltagsvokabular abheben. Von Lobwörtern, wie beispielsweise fein oder super, ist abzuraten, da diese im Alltag sehr oft unbewusst gegeben werden und deshalb keine spezifische Bedeutung mehr für den Hund haben. Es eignen sich kurze, knackige, prägnante Wörter wie: jep, top, jip, klick, yes, tip, jop, das Schnalzen mit der Zunge – oder eben einen Klicker.
Ein Vorteil des Klickers ist, dass sein Geräusch immer gleich klingt. Sie können den Ton beispielsweise nicht genervt rüber bringen, wie bei einem verbalen Marker. Wobei man das Training bei dieser Stimmungslage lieber auch mal pausieren sollte, da der Hund natürlich an unserem ganzen Verhalten (Anspannung, Gesichtsausdruck, Körperhaltung, Stimmung) merkt, dass wir gerade nicht in einer guten Verfassung sind.
Natürlich sollte man den Klicker aber nicht nutzen wie eine Maschine. Training soll Mensch UND Hund gleichermaßen Spaß machen und das dürfen und sollen Sie natürlich auch ausstrahlen, wenn Sie mit dem Klicker arbeiten. Nichts ist besser für das Lernklima und den Trainingserfolg, als ein Mensch, der sich ehrlich mit und über seinen Hund freut.
Ein Nachteil des Klickers ist, dass Sie an ihn denken müssen. Aber gehen Sie mit Ihrem Hund spazieren, müssen Sie an viele Dinge denken: Geschirr, Leine, Leckerlibeutel, Spielzeug, Hundekotbeutel, etc. Wieso dann nicht auch gleich an den Klicker?
Arten von Markersignalen
Sinn | Beispiel | Vorteil | Nachteil | |
Taktiles Markersignal | Tastsinn | Berührungen
Vibrationen |
Wahrnehmbar für blinde oder taube Hunde | Arbeit auf Distanz erschwert möglich |
Visuelles Markersignal | Sehsinn | Laserpointer
Daumen hoch |
Wahrnehmbar für taube Hunde, geräuschloser Einsatz | Aufmerksamkeit des Hundes notwendig |
Auditives Markersignal | Hörsinn | Wörter
Geräusche, z.B. Schnalzen mit der Zunge, Klicker |
hat man immer dabei, man kann Emotionen sehr gut wiederspiegeln
Klingt immer gleich |
Wörter können gleichzeitig auch negative Emotionen wiederspiegeln
An den Klicker muss man denken. |
Bei Markersignalen lassen sich grundsätzlich zwei Typen unterscheiden:
Es gibt Markersignale, die immer eine ganz spezifische Belohnung ankündigen. Dieses Markersignal nennt man auch “einfaches Markersignal“. So kann jeder möglichen Belohnungsoption ein Name gegeben werden. Hier einige Beispiele zur Veranschaulichung. Das Markersignal kündigt in diesem Fall folgendes an:
- jip = immer Futterbelohnung aus der Hand
- top = immer Futterbelohnung über den Boden gerollt
- check = immer Mäuse buddeln
- pack = immer Spielbelohnung mit einem Zergel
Auf der anderen Seite gibt es bestimmt tausend verschiedene Wege im Training über Positive Verstärkung. Jedes positiv aufgebaute Signal verstärkt Verhalten und so könnte auch das Signal für das gemeinsame Zergeln z.B. “Spielen” (sofern Sie das aufgebaut haben) wie ein Markersignal genutzt werden. Statt dem oben beschriebenen “pack” könnte man in derselben Situation einfach das Signalwort für das Verhalten sagen “Spielen” – der Effekt ist der gleiche.
Noch mal zusammengefasst: ein einfaches Markersignal kündigt jedes mal die gleiche Belohnung an. Einfache Markersignale sind für unsichere Hunde sinnvoll, da sie in ihrer Bedeutung glasklar sind. Wenn Hunde wissen, welche Belohnung folgen wird, so gibt das Orientierung und Sicherheit. Diese Vorhersagesicherheit verhindert, dass der Hund sich zu sehr aufregt und sorgt für mehr Ansprechbarkeit im Training.
Eine andere Möglichkeit verschiedene Markersignale einzusetzen ist der Mehrhunde- bzw. Mehrtierehaushalt: “yes” für den einen, “top” für den anderen Hund und “click” wenn beide gleichzeitig gemeint sind.
Zusätzlich gibt es auch noch generalisierte Markersignale. Diese kündigen eine passende, variierende Belohnung an. Der Hund weiß nicht, welche Belohnung folgen wird und genau das hat eben einen Überraschungseffekt. Dies ist wiederum ganz toll für Hunde, die man mal etwas in die Gänge bringen möchte. Generalisierte Markersignale pushen und schütten ganz viel Dopamin (Glückshormon) aus, was das Erregungslevel bei manchen Hunden deutlich steigen lässt.
Welches Markersignal passt zu uns?
Nun wurden viele verschiedene Markersignale vorgestellt, doch wie finden Sie nun heraus, welches Signal das passende für den eigenen Hund ist? Sollten Sie sich für ein taktiles, ein visuelles oder ein auditives Signal entscheiden? Einige Vor- und auch Nachteile der einzelnen Signale wurden im Text schon vorgestellt.
Haben Sie einen körperlich beeinträchtigten Hund, so fällt die Entscheidung dementsprechend einfach. Es ist ja sinnlos, wenn Sie ein verbales Markersignal für Ihren tauben Hund nutzen wollen. Haben Sie einen gesundheitlich uneingeschränkten Hund sollten Sie das Wesen Ihres Hundes mit in Ihre Überlegungen einbeziehen. Reagiert ein Hund empfindlich auf Geräusche, ist von einem lauten Knackfrosch eher abzuraten. Wobei auch diesbezüglich eine pauschale Angabe kaum aussagekräftig ist. Wie immer heißt es ausprobieren und dabei das Verhalten des Hundes genau beobachten. Sollte Ihr Hund tatsächlich geräuschempfindlich sein und Sie möchten gerne den Klicker testen, so können Sie beispielsweise mit dem Klicken eines Kugelschreibers beginnen, oder Sie kaufen sich einen extra leisen Klicker. Reagiert der Hund nach wie vor verunsichert, was Sie an der Körpersprache des Hundes erkennen können, beginnen Sie lieber mit einem Wort. In diesem Fall ist es eine Option, das Wortsignal “Klick” als Vorstufe des Klickers zu verwenden.
Ob es nun ein einfaches oder generalisiertes Markersignal wird, hängt zum einen ebenfalls vom Wesen des Hundes ab, zum anderen aber auch von Ihrer Motivation. Denn das bedeutet für Sie auch Vokabellernen. Aber oftmals schleichen sich doch im Alltag ohnehin Präferenzen in bestimmten Situationen ein. Am besten orientieren Sie sich einfach daran, denn das hat die authentischste Wirkung und fällt Ihnen auch dementsprechend schnell in zutreffenden Situationen ein. Sagen sie beispielsweise immer, kurz bevor Sie Ihrem Hund einen Ball zu werfen “schnapps dir”, hat man schon ein mögliches Markersignal für die Belohnung mit dem Ball.
Natürlich können Sie mit Ihrem Hund auch mehrere Markersignal aufbauen. Einfache, generalisierte, auditive, visuelle oder taktile Markersignale. Alles ist möglich. Ein Border Collie namens Rico konnte über 250 verschiedene Wörter unterscheiden. In der Fernsehsendung: “Wetten, dass…?” wurde er 1990 zu einer Berühmtheit, nachdem er aus insgesamt 77 Kuscheltieren, auf Signal immer das Richtige seinem Herrchen brachte. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Rico_(Border_Collie)) Das zeigt wozu Hunde fähig sind und so können sie natürlich auch die Bedeutung unterschiedlicher Markersignale lernen.
Wie bringe ich meinem Hund den Klicker bzw. das Markersignal bei?
Nun noch ein paar wichtige Punkte zum Thema Aufbau. Gemäß der klassischen Konditionierung ist dabei wichtig, dass erst das unbekannte Signal, also das neue Markersignal kommt und daraufhin die Belohnung folgt. Wie bereits in der Definition erwähnt wurde, ist dabei ein zeitlich enger Zusammenhang ein wichtiger Faktor. Damit der Hund die Konsequenz – also die Belohnung – mit dem Markersignal bestmöglich verknüpft, dürfen nicht mehr als zwei Sekunden verstreichen. Besser noch wären 0,5 bis 1 Sekunde.
Vorsicht: Bitte halten Sie dem Hund nicht die Belohnung vor die Nase, damit er aufmerksam ist. Der Hund soll nicht “bestochen”, d.h. gelockt und damit auf die Belohnung fokussiert werden, sondern ein neues Signal mit einer Belohnung verknüpfen. Bieten Sie dem Hund die Belohnung vor dem Markersignal an, so erfolgt ein Lernen in den meisten Fällen gar nicht. Im Aufbau muss der Hund auch nichts Bestimmtes tun. Weder „Sitz“, noch „Platz“ oder durchgehend Blickkontakt halten. Es geht lediglich um eine Verknüpfung zwischen dem neuen Signal und der darauf folgenden Belohnung. Zum Aufbau eines Markersignals gibt es inzwischen viel gute Literatur, u.a. Clickertraining von Monika Gutmann. Es ist sinnvoll beim Aufbau des Klickers darauf zu achten, dass der Hund dabei kein unerwünschtes Verhalten zeigt wie z.B. Hochspringen oder Bellen.
Haben Sie das Markersignal nun erfolgreich aufgebaut, gilt es ein paar Regel einzuhalten. Der Einsatz von Markersignalen ist Kommunikation zwischen Mensch und Hund. Das Markersignal kündigt zuverlässig eine Belohnung an. Es ist ein Versprechen an den Hund, dass eine Belohnung folgen wird. Für den Alltag bedeutet dass, den Hund immer zu belohnen, sobald das Markersignal gegeben wird. Bleibt die Belohnung aus, wird es dem Hund nach einer Weile egal sein, ob Sie nun das Markersignal geben oder einfach „Blumentopf“ zu ihm sagen. Weder das Markersignal noch das Wort Blumentopf haben dann noch eine Bedeutung für den Hund. Versprochen ist versprochen – und wird nicht gebrochen.
Hier der Einsatz des Markersignals, veranschaulicht dargestellt am Beispiel “Sitz”:
Wie kann das Markersignal nun in den Alltag integriert werden?
Jeder Hund zeigt ununterbrochen Verhaltensweisen. Verhalten ist immer im Fluss und genau hier sind Sie gefragt, dem Hund deutlich zu machen, welches Verhalten in Ihren Augen erwünscht ist. Hunde zeigen nur Verhaltensweisen, die sich für sie lohnen. Kommen Sie beispielsweise nach Hause und werden von Ihrem Hund begrüßt, geben Sie das Markersignal, wenn alle vier Pfoten am Boden sind. Läuft der Hund einfach so perfekt neben Ihnen an lockerer Leine, geben Sie das Markersignal und belohnen den Hund im Gehen. Sieht der Hund einen anderen Hund und schaut einfach weg, statt zu bellen oder hin zu wollen, dann geben Sie das Markersignal und feiern eine Party mit Ihrem Hund.
Das Markersignal ist sehr vielseitig einsetzbar und im modernen Tiertraining nicht mehr wegzudenken. Im Tricktraining und anderen Beschäftigungssparten ist es Gold wert, um dem Hund punktgenau sagen zu können, was nun genau richtig war. Bei der Arbeit an problematischen Verhaltensweisen im Alltag, bei der Bearbeitung von Angst- und Aggressionsverhalten erspart es Zeit, Frust und legt den Fokus einfach auf das Positive.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, das Markersignal ist ein tolles Instrument für das Training, den Alltag und poliert sogar die Bindung zwischen Hund und Halter auf.