Belohnungen und Verstärker

Bilder: Daniela Gassmann
Belohnungen sind kostbar, da wir erwünschtes Verhalten unserer Hunde damit verstärken können. Belohnend kann alles sein, was dem Hund gefällt.
Belohnungen entsprechen Bedürfnissen des Hundes, das kann Fressen,
Spielen, Trinken, Baden und vieles mehr sein.
Hundehalter/-innen und -trainer/-innen arbeiten mit Belohnungen, weil sie den Hund so dazu motivieren, zu kooperieren. Das heißt, der Vierbeiner zeigt erwünschtes Verhalten freiwillig, weil er eine passende, versprochene Belohnung erwartet. Diese Art des Trainings macht sowohl dem Menschen als auch dem Hund großen Spaß. Damit Sie passende Belohnungen finden, müssen Sie wissen, welche Bedürfnisse Ihr Hund in der jeweiligen Trainingssituation hat. Sie beobachten den Hund und stellen sich die Frage „welches Bedürfnis steckt hinter seinem Verhalten“? Mit der Beantwortung dieser Frage präsentieren Sie ihm dann die passende Belohnung, die dann zu einem Verstärker für erwünschtes Verhalten wird. Das bedeutet auch, dass Sie Ihre Hunde beobachten, um so ihre Bedürfnisse kennen zu lernen.
Wenn der Hund Durst hat, mag er beispielsweise kein trockenes Leckerchen. Wenn der Hund einen Artgenossen mit Bellen vom Leibe halten will, ist beispielsweise Distanzvergrößerung das Bedürfnis des Hundes und kann entsprechend als Belohnung eingesetzt werden.
Jede Situation, jeder Tag bietet wieder neue Belohnungsmöglichkeiten, da der Hund wieder andere Bedürfnisse hat. Beobachten Sie Ihren Hund einfach einmal einen Tag lang und notieren Sie sich alle Bedürfnisse, die der Hund in dem Moment hat. Dazu gehören nie „der Hund macht das, weil er uns austricksen will“. Es sind immer Bedürfnisse aus den Funktionskreisen Nahrung, Fortpflanzung und Sozialkontakte oder Sicherheit. Diese Notizen helfen Ihnen, die richtigen Belohnungen zu finden. Machen Sie sich diese Schreibarbeit alle paar Wochen, denn Bedürfnisse verändern sich im Leben auch immer wieder.
Durch diese Vielzahl von Belohnungsmöglichkeiten bleibt das Training spannend für Mensch und Hund. Diese Art des Trainings stärkt die Beziehung zwischen Hund und Mensch, da der Hund seine Bedürfnisse ausleben kann. Bedürfnisbefriedigung ist “artgerechte” Hundehaltung und festigt die Bindung.
FUTTERBELOHNUNGEN

Trockenfutter
oder trockene Leckerchen können gut in Bauch- oder Gürteltaschen mitgenommen werden. Der Vorteil ist, dass sie schnell griffbereit sind und jederzeit eingesetzt werden können. Nachteil ist, dass durch die Trockenheit schnell Durst aufkommt. Daher sollte auch immer genügend Wasser mitgenommen werden. Achten Sie auch bei Leckerlis auf eine gute Zusammensetzung und hochwertige Inhaltsstoffe. Der Hund soll auch bei Belohnungshappen gesund bleiben und sie natürlich gerne fressen.
Nassfutter (Fertigfutter)
z.B. in Futtertuben gefüllt, sind bei vielen Hunden sehr beliebt und können auch gut als Jackpot eingesetzt werden. Jackpots sind Belohnungen, die der Hund ganz besonders gerne mag. Sie können beispielsweise Übungen aufwerten, wenn Sie nur diese Aufgabe mit einem sogenannten Jackpot belohnen. Der Erfolg dieser Übung kann so erfolgreicher gestaltet werden. Nassfutter kann beispielsweise auch in Futtertuben abgefüllt werden. Natürlich kann man auch Passendes für den Hund zusammenstellen. Vorteile: Das Schlecken an der Tube ist für viele Hunde eine zusätzliche Belohnung, weil es eine Herausforderung ist, an die Belohnung zu gelangen und das Schlecken das Erregungsniveau senkt.
Leckerchen
Leckerlis und Tubenfüllungen können auch selbstgemacht werden. Diverse Rezepte dazu finden Sie hier.
Kauartikel
Auch alle Kauartikel können als Belohnung eingesetzt und auf den Spaziergang mitgenommen werden. Beispielsweise, wenn man den Hund daran gewöhnen will, auch mal einfach neben der Bank zu sitzen um Pause zu machen. Das fällt vielen Hunden leichter, wenn sie was zum Knabbern haben, weil sie sich mit etwas beschäftigen können und das Kauen entspannend wirkt.
SPIELBELOHNUNGEN
Wurfspiele
sind alle Spielarten mit Spielzeugen, die geworfen werfen können. Gut geeignet hierfür sind Bälle, alle Spielsachen der Firma Kong, Knoten und Ähnliches.
Vorteile:
Viele Hunde lieben es, hinter fliegenden Objekten herzujagen, diese zu fangen, zu schütteln, damit herumzutoben oder diese zum Menschen zurückzubringen.
Hinweis:
Wichtig bei Wurfspielen ist, dass der Hund gut aufgewärmt ist, da er schnell startet und oft abrupt abbremst. Entspannen Sie Ihren Hund nach dem Spielen aktiv, damit das Spielobjekt auch mit ruhigem Verhalten verknüpft werden kann. Da der Hund bei diesem Spiel Teile aus dem Jagen ausleben kann, nämlich Hetzen und Packen kann man diese Belohnungen sehr gut im Jagdersatztraining einsetzen.
Zerrspiele:
Alle Spielsachen, an denen der Hund zerren kann. Beispielsweise Zerrseile, Fleecezergel und ähnliches.
Vorteil:
Kann an Ort und Stelle „gespielt“ werden, kann gut als Belohnung “statt Buddeln” eingesetzt werden, da der Bewegungsablauf des Hundes ähnlich ist.
Hinweis:
Nach dem Spiel entspannen, ein guter Aufbau in dem man dem Hund zeigt,
dass er „ziehen“ und nicht schütteln soll, lohnt sich. Bitte zergeln Sie nie auf glatten Böden, da die Verletzungsgefahr für den Hund zu hoch ist. Achten Sie auf Ihre Körpersprache, wenn möglich zergeln Sie mit Ihrem Hund auf Augenhöhe.
Suchspiele:
Alles, das versteckt und gesucht werden kann. Grundsätzlich jeder Gegenstand, der aufgebaut wurde. Unterschieden wird zwischen Verlorensuche (Hund sucht den Gegenstand auf der gelaufenen Rückspur) und der freien Suche (Gegenstand wird beispielsweise in den Wald geworfen oder gezielt versteckt). Es können auch Wild- und andere Düfte konditioniert werden. Ebenso eignen sich Futtersuchspiele.
Ein Verstecken der Bezugsperson ist kein Spiel! Der Hund kann durch die plötzliche Abwesenheit der Bezugsperson Verlustängste kriegen. Ein Spiel ist nur ein Spiel, wenn alle Beteiligten Spaß daran haben. Wenn Sie jedoch zu zweit unterwegs sind, kann sich eine Person verstecken und die darf dann gemeinsam mit der Bezugsperson gesucht werden. So machen Versteckspiele Mensch und Hund Spaß.
Vorteile:
Auch diese Sequenz kann ein Teil aus dem Jagdersatztraining sein. Suchen und Finden ist für viele Hunde eine sehr hohe Belohnung, regt sowohl das Denken der Hunde an, wie auch die körperliche Auslastung.
Hinweis:
Achten Sie darauf, dass die Aufgabe für den Hund wirklich eine Belohnung ist. Vielleicht ist Ihr Hund eher ein Augen- statt ein Nasenhund? Dann legen Sie den Gegenstand sichtbar aus.
Dummy’s und Futterbeutel:
Dummys
sind Gegenstände, die viele Hunde gerne in die Schnauze nehmen. Bei einem guten Aufbau, bringen sie die Gegenstände gerne zum Menschen zurück oder sie tragen sie auch einfach eine Weile mit sich herum. In die Futterbeutel können Leckerlis gefüllt werden. Ein zusätzlicher Anreiz für viele Hunde, da Spiel mit Fressen verbunden werden kann.
UMWELTBELOHNUNGEN
(Funktionale Verstärker)
Manchmal sind die beliebtesten Belohnungen jene, die Sie nicht mitnehmen, sondern die Ihnen die Umwelt schenkt. Wenn Sie Ihren Hund beobachten und seine Bedürfnisse kennen, dann werden Sie zu einer langen Belohnungsliste kommen. Die Umwelt ist für den Hund äußerst interessant, daher ist ein großes Bedürfnis, die Erkundung der Umwelt. Genau diese Bedürfnisse kommen ebenfalls auf Ihre Belohnungsliste.
Eine kleine Auswahl:
Scan: Das Hingucken lassen auf Auslöser oder das Beobachten der Umwelt. Eine „must have“-Belohnung für Augenhunde.
Buddeln: Ein unter Signal gesetztes Buddeln kann unter dem Aspekt des Trainings eine sehr hochwertige Belohnung für den Hund sein. Aus verschiedenen Gründen ist der Einsatz des Buddelns auf Signal jedoch zu überdenken: Gegrabene Löcher auf landwirtschaftlich genutzten Flächen können Maschinen beschädigen und stellen außerdem eine große Gefahr für andere Hunde und Tiere dar. Tritt ein Mensch oder Tier in vollem Lauf in ein solches Loch sind Verletzungen oder eine gebrochene Schulter keine Seltenheit. Auch für den eigenen Hund ist das Buddeln eine körperliche Belastung. Intensives Graben ist sehr anstrengend und belastet den Rücken des Hundes.
Wälzen: Wälzen im Schnee, in frisch gemähtem, feuchten oder auch trockenen Gras ist für viele Hunde sehr wohltuend und viele lieben es. Beim Wälzen wird die Muskulatur massiert und der Körper des Hundes kann entspannen.
Wasser: Baden, Planschen, Trinken – ganz nach dem jeweiligen Bedürfnis Ihres Hundes. Ein Beispiel für eine Übung: Lassen Sie Ihren Hund das Umorientierungssignal ausführen – Markersignal geben und dann das Signal für die jeweilige Bedürfnisbefriedigung geben. Da Hunde oft jede Art von Wasser lieben, ist es sinnvoll, diese Belohnungen unter Signal zu stellen. Denn Sie wollen nicht, dass der Hund aus beliebigen Pfützen trinkt und in jedem Brunnen badet.
Schnüffeln: Schnüffeln ist in der Regel eine der wichtigsten Umwelterkundung für den Hund. Haben Sie sich schon einmal darüber geärgert, dass Ihr Hund überall schnüffelt? Stellen Sie sich vor, Sie können genau diese Eigenart und somit dieses Bedürfnis Ihres Hundes als Belohnung brauchen. Ihr Hund wird erwünschtes Verhalten sehr gerne zeigen, wenn darauf das Signal für das Schnüffeln folgt. So erreichen Sie ein zuverlässiges Verhalten mit einem erfolgreichen Training, das beiden Beteiligten viel Spaß macht. So setzen Sie im Training einen sogenannten “funktionalen” Verstärker ein.
Da jeder Hund individuell ist, hat auch jeder Hund individuelle Belohnungsvorlieben. Wir laden Sie dazu ein, ihre eigene Top Twenty-Liste von ihrem Hund zu erstellen. Wie genau Sie dabei vorgehen, finden Sie hier.
Haben Sie Lust bekommen, Ihren Hund bedürfnisgerecht zu belohnen?
Dann beobachten Sie ihn auch einmal dabei, wie er auf ihre Stimme reagiert. Welche Stimmlage wird vom Hund als Belohnung – also positiv verstärkend – empfunden? Welche Stimmlage aktiviert den Hund, mit welcher Stimmlage können Sie Ihren Hund entspannen? Wie reagiert Ihr Hund, wenn Sie ihn mit einer hohen oder mit einer tiefen Stimme ansprechen? Durch diese Beobachten werden Sie herausfinden, welche Stimmlage in welcher Situation angebracht ist.
Ebenso unterschiedlich können Berührungen wirken. In welcher Situation und welche Berührung ist eine wirkliche Belohnung für den Hund? Woran können Sie das beobachten? Entspannt sich Ihr Hund bei der Berührung? Liebt er die Berührung, wenn er in Kuschellaune zu Ihnen auf das Sofa kommt? Draußen jedoch meidet er bei der gleichen Berührung? Lernen Sie Ihren Hund und sein Bedürfnis nach Körperkontakt kennen. Hunde, die bei Stress von sich aus Körperkontakt zum Menschen suchen, können Sie mit diesem Bedürfnis belohnen. Das Erregungslevel des Hundes steigt – Sie geben das Signal zum Einparken zwischen den Beinen – der Hund führt das Signal aus und kann sich entspannen. Aber auch berührungsempfindliche Hunde können beispielsweise mit isometrischen Übungen Berührungen vom Menschen als positiv verknüpft werden. Sie stehen seitlich vom Hund und legen Ihre Hand auf die Schulter des Hundes. Wir beginnen ganz sanft Druck gegen die Schulter aufzubauen. Durch den Oppositionsreflex wird der Hund gegen Ihre Hand drücken (diese Bewegungen sind sehr sanft und es braucht viel Konzentration, diese Bewegungen wahrzunehmen). Sobald Sie diese Bewegung wahrnehmen geben Sie das Markersignal und dem Hund ein Leckerli. Wenn der Hund fertig gefressen hat, nehmen Sie die Hand wieder weg. Wichtig: bei sehr berührungsempfindlichen Hund kündigen Sie die Berührung an und markieren je nach dem bereits die Annhäherung der Hand.
Jede positiv aufgebaute Aufgabe kann schlussendlich als Belohnung eingesetzt werden. Gerade Targetübungen (Anstupsen mit der Nase, Pfote auf ein Target, etc.) werden von vielen Hund äußerst gerne ausgeführt. Ganz besonders dann, wenn sie mit klassischer Konditionierung aufgebaut und so positiv verknüpft wurden. Targetaufgaben haben den Vorteil, dass Hunde, die gerne einen großen Radius schätzen, diesem Bedürfnis kontrolliert nachgehen können. Auch viele Tricks werden von Hunden gerne ausgeführt – und alles, was der Hund gerne macht, ist schließlich eine Belohnung.
Jeder Hund hat also wechselnde Bedürfnisse und somit haben Sie eine individuelle Liste an Belohnungen. Jeder von Ihnen hat den besten Hund zu Hause. Lernen Sie also seine Bedürfnisse kennen und setzen Sie im Alltag bedürfnisgerechte Verstärker für erwünschtes Verhalten ein. Jeder Spaziergang wird so zu einem kleinen Abenteuer. Welche Belohnung werden Sie heute einsetzen können? Welchen Bedürfnissen begegnen Ihnen heute? Vielleicht trifft Ihr Liebling heute seinen Kumpel. Dann ist sein größtes Bedürfnis spielen und rennen mit dem Freund. Schon haben Sie eine extrem hochwertige Belohnung zur Hand. Fragen Sie ein erwünschtes Verhalten ab, dass Sie verstärken möchten, Ihr Hund führt dieses Verhalten aus, Markersignal und das Signal zum Freilauf. Ihr Hund freut sich bestimmt auf den nächsten Spaziergang mit all diesen vielfältigen Belohnungen. Freuen Sie sich auch!
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Einsatz Umweltbelohnungen, Heike Benzinges Targettrainings