In Bewegung mit Hund: Sport und Fitnesstraining zusammen mit dem Hund
Formuliere Dein persönliches Ziel
- …oder was sind Deine BEWEGgründe?
Was möchtest Du gerne erreichen? Warum willst Du Dich bewegen? Was ist Dein Ziel? Möchtest Du Deine allgemeine Fitness verbessern? Fit zu sein bedeutet, Deine Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit, Schnelligkeit, Koordination und Dein allgemeines Wohlbefinden zu optimieren und/oder zu erhalten. Oder ist Dein Ziel, an einer Laufveranstaltung teilzunehmen? Möchtest Du Gewicht verlieren? Je klarer Du ein Ziel formulierst, umso einfacher erreichst Du es auch!
Ich selbst komme aus dem Hochleistungssport und habe mich damals auch beruflich für den Sport entschieden – bis ich 2011 jeglicher sportlicher Aktivität den Rücken gekehrt habe. Nach ca. 4 Jahren sportlicher Abstinenz habe ich Bewegung für mich wiedergefunden. Diesmal allerdings ohne Leistungsdruck, sondern mit der Priorität, dass das, was ich tue, mir gut tut. Den Moment der körperlichen Anstrengung möchte ich genießen und dabei den Wellness-Gedanken ganz weit vorne wissen. Heute trainiere ich hauptsächlich das, worauf ich Lust habe und das, was mir mein Körper sagt, was ihm gut tut.
Da der begrenzte Zeitfaktor bei vielen Menschen eine Rolle spielt, ist es optimal, wenn man die sportliche Aktivität in Begleitung des Hundes absolviert. Allerdings nur mit dem Grundgedanken, dass alle Beteiligten Spaß an den Aktionen haben. Wenn ich mir Hunde und ihre Menschen ansehe, während sie gemeinsam Sport treiben, stimmt mich das manchmal traurig. Denn häufig sieht man jemanden auf dem Fahrrad oder joggend in Begleitung seines Hundes, der gelangweilt neben seinem Menschen hertrabt oder sich leider auch überanstrengt.
Für manche Hunde ist es ein großer Stressor, wenn ihr Mensch sich schnell von ihnen wegbewegt. Wann hast Du das letzte Mal ein sportliches Mensch-Hund-Team gesehen, das richtig viel Freude beim Sport ausstrahlte?
Und genau diesen Aspekt möchte ich mit „In Bewegung mit Hund“ verändern. Ich wünsche mir, dass Du und Dein Hund gemeinsam Freude an der Bewegung habt!
Bevor wir in Bewegung kommen, sollten wir uns einige Aspekte klar machen.
Beachte bitte vor dem Training folgende Punkte:
FITNESSSTAND – MENSCH UND HUND
Wenn Dein Hund bereits älter ist und/oder die ein oder andere gesundheitliche Einschränkung hat, nimm bitte Rücksicht darauf. Wenn Du Dir unsicher bist, ob Art und Umfang der Belastung das Richtige sind, ziehe einen kompetenten Physiotherapeuten oder Tierarzt zu Rate.
Generell ist es empfehlenswert, den Hund einem Physiotherapeuten vorzustellen. Egal, ob man sich vorgenommen hat, sportlich aktiv zu werden, oder nicht. Zu leicht wird man beim eigenem Hund „betriebsblind“ und erkennt zum Beispiel ein unrundes oder verändertes Gangbild nicht.
Nimm bitte Rücksicht darauf, falls Dein Hund nicht gerne auf Asphalt, betoniertem oder steinigem Untergrund läuft. Es gibt in Deiner Umgebung bestimmt auch Felder mit Wiesenrandstreifen oder Waldwege, wo sich der Sport auch attraktiver gestalten lässt.
WETTER
Beachtung solltest Du auch dem Wetter schenken. Wenn Dein Hund sich vor Wind fürchtet oder Regen und Kälte unangenehm findet, empfehle ich, darauf Rücksicht zu nehmen. Entweder wartest Du auf den nächsten Sonnenschein oder Du probierst zum Beispiel aus, ob Dein Hund es angenehmer findet, einen Mantel zu tragen, der ihn vor den Wettereinflüssen schützt.
PASSENDE KLEIDUNG
Funktionskleidung aus dem Sport-/Outdoorbereich ist sehr empfehlenswert. Langlebige und qualitativ hochwertige Bekleidung ist zwar nicht immer günstig, aber auf lange Sicht meistens ihr Geld wert. Es gibt wärmende, atmungsaktive, wasserabweisende und wasserdichte Materialien, die ein geringes Gewicht aufweisen und für die Bedürfnisse des individuellen Sportlers zugeschnitten sind.
DIE PASSENDE LEINE BEIM SPORT
Falls Du den Hund nicht ohne Leine laufen lassen kannst, wäre eine Schleppleine sehr hilfreich, welche an einem gut sitzenden Brustgeschirr befestigt sein muss. So kannst Du dem Hund während des Laufens einen größeren Radius bieten. Allerdings solltest Du dabei darauf achten, ob Du eine längere Leine auch gut handhaben kannst. Je länger die Leine, desto größer ist die Stolpergefahr.
Wenn Du lieber eine kurze Leine von etwa 2,5 bis 3 Metern Länge verwendest, könntest Du den Kompromiss eingehen, dass Dein Hund sich vor allem zu Beginn erst einmal lösen kann und ihr danach erst mit der sportlichen Aktivität beginnt.
Zwischendrin kann man innehalten, um stationäre Übungen zu machen. In dieser Zeit kann der Hund seinen Bedürfnissen und individuellen Vorlieben nachgehen. Natürlich ist es durchaus legitim, dass der Hund auch einmal kontinuierlich mit seinem Menschen mitläuft. Bedenke hier jedoch, dass der Spaß für alle Beteiligten nicht zu kurz kommen sollte. Außerdem ist es nicht jeder Hund gewohnt, gleichmäßig über längeren Zeitraum neben seinem Menschen zu laufen. Gib Deinem Hund Zeit, dies zu lernen.
Häufig sieht man leider auch, dass der Sportler sich die Leine diagonal über den Oberkörper legt, während der Hund am anderen Ende hängt. Sollte der Hund nun anziehen, kann er den Menschen sehr leicht aus dem Gleichgewicht und zu Fall bringen. Die Gefahr, sich das Schlüsselbein zu brechen oder gar mitten im Wald das Bewusstsein zu verlieren, wenn die Halsschlagader involviert wird, ist durchaus gegeben. Deshalb ist es sinnvoll, die Leine in der Hand zu halten, sobald der Hund angeleint ist. Eine Alternative wäre ein gut sitzender Hüftgurt (erhältlich im Hundesportbedarf oder auch in Shops, die auf jagdlich motivierte Hunde spezialisiert sind), der die Hände „befreit“.
Wenn Du die Leine in der Hand halten möchtest, ist es wichtig, dass Du die Leinenhand zwischendurch immer wieder wechselst. Deine Körperhaltung verändert sich, wenn Du etwas trägst. Besonders auffällig ist es, wenn der Hund angeleint ist. Der Arm, der den Hund führt, weist meistens eine geringere Bewegungsamplitude auf als der andere Arm.
SCHWIERIGKEITEN IM ALLTAG
Falls Dein Hund die eine oder andere „Baustelle“ im Alltag hat, wie beispielsweise unerwünschtes Jagdverhalten oder Schwierigkeiten mit Artgenossen, dann versuche das Trainingsgelände für Eure aktive Zukunft dementsprechend zu wählen. Ich gehe zum Beispiel am liebsten in ein Gelände, das nicht sehr wildreich ist, oder ich laufe dann eben nicht in den hoch frequentierten Hundeauslaufgebieten und zu präferierten Gassigehzeiten.
BEDÜRFNISSE VON MENSCH UND HUND WÄHREND DES LAUFENS
Berücksichtigen solltest Du ebenso, dass Zwei- und Vierbeiner unterschiedliche Bedürfnisse haben. Der Hund sollte während des Laufens auch Zeit und Möglichkeiten haben, zu schnüffeln und seine Umwelt aktiv zu erkunden. Wenn während des Sports ein Reiz auftaucht, der Deinem Hund „Probleme“ macht, dann nimm Dir trotz des gewünschten fließenden Bewegungsablaufs Zeit, inne zu halten. Dadurch gibst Du Deinem Hund die Möglichkeit, seine Welt in seinem Tempo zu erkunden und Situationen zu verarbeiten. Nicht wir entscheiden, was gefährlich ist oder was der Hund spannend oder auch beunruhigend finden darf – das entscheidet jedes Individuum für sich selbst. Denke bitte stets daran: der Hund ist keine Maschine, die wie ein Uhrwerk immer gleich tickt.
Wenn Dein Hund Angst vor Menschen haben sollte, dann jogge nicht durch eine Menschengruppe hindurch, nur um eine bessere Zeit zu erzielen. Weiche stattdessen lieber etwas aus, laufe einen Bogen oder wende weitere Trainingstechniken an, die Dein Hund für die Bewältigung schwieriger Situationen gelernt hat. Ich mache das genau so, wie ich es auch im Alltag machen würde.
Es ist immer hilfreich, einen guten Trainer einen Blick darauf werfen zu lassen, sowohl im sportlichen Bereich als auch für die „Baustellen“ Deines Hundes. Ein sinnvolles Training wird Dir gutes Werkzeug für den Alltag an die Hand geben.
Eine der Grundregeln ist: Laufe nicht weiter, wenn Dein Hund sich löst! Soviel Zeit sollte sein.
Wenn sich Dein Hund löst, warte auf ihn und renne nicht davon. Diese Zeit könnte man zum Beispiel nutzen, um Kniebeugen zu machen. Wenn Dein Hund fertig ist und Du die Anzahl der Wiederholungen noch nicht erreicht hast, die Du Dir vorgenommen hattest, dann gib Deinem Hund ein Signal, damit er nun auf Dich wartet.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie unhandlich gerade beim Sport der eingetütete Hundehaufen ist. Trotzdem sollte dies auch beim Sport eine Selbstverständlichkeit für jeden Hundehalter sein. Es gibt mittlerweile geruchsminimierende und praktische Transportbehältnisse.
Wenn ich allerdings einen vierbeinigen Sportbegleiter habe, der so gar keine Freude daran hat mit mir über Stock und Stein zu rennen, dann kann ich ihn bei Kräftigungs- und Dehnungstouren mitnehmen. Möchte ich richtig walken oder joggen, lasse ich ihn zu Hause. Meist haben alle Beteiligten mehr davon.
Gestalte das Laufen für Euch beide attraktiv, statt dass Dein Hund Dich nur stupide beim Sporttreiben begleitet. Schließlich ist es doch sinnvoll, Eure gemeinsamen Interessen so gut es geht unter einen Hut zu bringen. Also starte ich meine „In Bewegung mit Hund“-Tour mit dem Gedanken: Gemeinsam mit Hund!
Integriere in eine solche Tour für Dich und Deinen Vierbeiner sportliche Aufgaben. Zum Beispiel könntest Du, während Dein Hund eine Suchaufgabe löst, auf der Stelle eine sportliche Übung praktizieren. Das kann aus dem Bereich der Kräftigung, Dehnung oder auch der Koordination sein. Während ich in Bewegung bin, könnte ich den Hund auf eine Bank schicken, oder Baumstämme als Targets nutzen, ihn absetzen und dann abrufen, ihn über Gräben springen lassen und vieles mehr. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Letztendlich ist es wichtig, gegenseitig Rücksicht zu nehmen und aufeinander einzugehen. Wie in einer sehr guten Partnerschaft.
GEWÖHNUNG DES HUNDES AN SPORTGERÄTE
Du möchtest gerne mit Nordic Walking beginnen oder Kurzhanteln aktiv einsetzen? Dann gewöhne Deinen Hund vorher daran. Es gibt Hunde, die es sehr seltsam finden, was man da in den Händen hält, wie man sich damit bewegt und auch welche Geräusche manche Sportgeräte erzeugen.
Mit Hilfe der klassischen Konditionierung kannst Du die Gerätschaften positiv verknüpfen. Präsentiere Deinem Hund zuerst den Gegenstand, und danach bekommt er etwas Tolles. Zum Beispiel könntest Du die Nordic Stöcke auf den Boden legen, bevor Dein Hund seinen gefüllten Futternapf bekommt. Somit werden die Stöcke zu einem erlernten sekundären Verstärker, der Gutes ankündigt. Bitte denke daran, die Stöcke NICHT hinzustellen! Sie könnten umfallen und den Hund erschrecken.
Die Integration von Geräten im Sport bietet den Vorteil, dass Du das Training effektiver und abwechslungsreicher gestalten kannst. Deine Koordination wird geschult. Es hat sich bewährt, immer wieder andere Bewegungen ins Training einzubinden. Sobald Euch die Sportgeräte „begleiten“, ist allerdings Deine volle Aufmerksamkeitsteilung gefordert. Du musst Dich zusätzlich zum Hund und der Umwelt auch auf die Technik und die Ausführung der Übungen konzentrieren. Für Einsteiger, gerade beim Nordic Walking, ist es empfehlenswert, den Hund erst mitzunehmen, wenn man selbst mit der Technik vertraut ist.
Beobachte bitte genau die Körpersprache Deines Hundes. Wenn er kein Meideverhalten zeigt, indem er den Sportgeräten ausweicht, seinen Körperschwerpunkt nach hinten verlagert, den Blick abwendet, die Ohren anlegt, die Rute einzieht oder auch in seinen Bewegungen langsamer wird, züngelt, übermäßig häufig schnuppert, kannst Du die Gerätschaften auch für den Hund mit einbeziehen, indem Du zum Beispiel den Hund um den Stock laufen oder darüber springen lässt, Hanteln suchen, anzeigen oder apportieren lässt, etc.
STOLPERSTEINE BEIM TRAINING
Der größte Stolperstein ist zu hohe Erwartung an die “Bewegung mit Hund”. Je höher die Erwartung und die persönlichen Ziele, die womöglich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht realisierbar sind, umso schneller hängt man seine Turnschuhe vielleicht wieder an den Nagel. Das wäre sehr schade! Also formuliere Dein Ziel mit Bedacht. Überlege, ob Du dieses Ziel mit Deinem Hund auch schon erreichen kannst.
Genauso verhält es sich mit der Über- und Unterforderung. Wenn Du Deinen Körper überforderst, verliert er sehr schnell den Spaß an der Sache und wird Dich in Deiner Motivation ausbremsen. Über- und Unterforderung kann ebenso für Deinen Hund zu einem Stressor werden. Wenn Du einfach loslegst und Dein Hund nebenher mitläuft, kann es passieren, dass er sich andere Dinge sucht, die er für interessanter hält. Das könnte Buddeln sein, Jagen gehen, zu anderen Hunden hinstürmen, etc.
Wenn Du jetzt an der Idee gefallen findest und sie umsetzen und loslaufen möchtest, kann ich Dir empfehlen, über folgende Ausrüstung nachzudenken:
- Pfeife – wenn Dir die Puste zum Reden ausgeht …Spaß beiseite! Die Pfeife trägt Signale bei Wind und Wetter über größere Distanzen, als es die Stimme schafft.
- Viele Ideen für kreatives Belohnen von erwünschtem Verhalten. Auch der Hund will bei Laune gehalten werden.
- Passendes Schuhwerk: das Wichtigste überhaupt. Ein gut sitzender Trainingsschuh ist Gold wert! Wenn Du gerne querfeldein läufst und keine nassen Füße magst, dann lass Dich im Fachgeschäft zum Thema Trail Running Schuhe beraten.
- Bequeme Kleidung.
- Kotbeutel (und gegebenfalls ein Dickybag).
- Das Mobiltelefon gibt Dir Sicherheit, wenn Du unterwegs bist. Falls Du stürzt oder der Hund sich verletzt, kannst Du im Ernstfall Hilfe rufen. Wer mag, lädt sich auch eine motivierende und nützliche App herunter, die einem Zeit, Kilometer, Geschwindigkeit, Wege und vieles mehr anzeigen kann.
- Bei höherer Anstrengung an den Flüssigkeitsbedarf von Mensch und Hund denken.
Nun wünsche ich Dir viel Spaß an „In Bewegung mit Hund!“ Vergiss bitte nicht: Oberste Priorität sollte immer die Freude an der gemeinsamen Bewegung sein. Trainiere Dich und Deinen Hund in kleinen Schritten! Setze Deine Erwartungshaltung nicht zu hoch an. Weder für Dich selbst noch für Deinen Hund.
Nehmt Euch kurze Strecken vor und lauft Euer individuelles Tempo, ohne Euch aus den Augen zu verlieren. Völlig egal, ob das Joggen, Walken, zügiges Gehen oder ein Sprint ist.
Bewege Dich so, wie Dir gerade der Sinn steht.
Viel Spaß dabei wünscht Dir,
Heike Benzing