Probleme mit Hunden lösen – aber richtig, Buch für Hundebesitzer von Sybille Ehlers
DAS HANDBUCH FÜR HUNDEBESITZER
Das Taschenbuch bietet in überschaubarem Format einen sehr guten Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten der gewaltfreien, modernen Hundeerziehung. Es beginnt mit einem Überblick zum Thema Lernen an sich – Lernformen, Motivation, Lernbiologie – und erklärt danach, wie man Hunde wirklich „belohnt“ und was an Bestrafung so problematisch ist, dass man besser darauf verzichtet.
Im zweiten Abschnitt geht es um „wichtige Signale und Verhaltensketten“ – ich würde sie auch als „Werkzeuge“ bezeichnen: Markersignale (Markerwort, Clicker), Aufmerksamkeitssignal, Lass es, Zeigen & Benennen, Konditionierte Entspannung, Targets und andere Alternativverhalten, Arbeit mit Distanzen etc.
Mir gefällt sehr gut, dass dabei immer vor potenziellen Fallstricken gewarnt und der Leser daran erinnert wird, auf das Erregungsniveau zu achten! Der konkrete Aufbau der Übungen/Signale wird kleinschrittig erklärt und durch Praxistipps und Abbildungen ergänzt.
Vergleichsweise viel Raum für ein „Trainingsbuch“ nimmt der nächste Abschnitt über die „Einstellung des Halters“ ein. Bei der Arbeit an problematisch empfundenem Verhalten, das im Alltag oft mit einigem Leidensdruck einhergeht, ein ganz wichtiger Aspekt! Hier geht es also um die Emotionen des Menschen – wie bringe ich es zu Konsequenz und Freundlichkeit im Umgang mit dem Hund, wie kann ich mich in schwierigen Situationen bewusst entspannen, um richtig reagieren zu können? Was hat es mit der Dominanz auf sich, wie sieht klare, eindeutige Kommunikation mit dem Hund aus, warum ist ein Trainingstagebuch so wichtig?
Der letzte Abschnitt ist schließlich den häufigsten Problemen gewidmet, wie Leinenaggression, Jagdverhalten, Ängste, Territorialverhalten etc.. Dabei geht die Autorin nach dem Muster vor:
- Verhalten beschreiben, Ursachen/Formen erläutern
- Interpretieren
- Was geschieht dabei biologisch/neurobiologisch?
- Prophylaxe, Management, Diagnose, Therapie (nützliche Werkzeuge).
Dass man in bestimmten Fällen besser nicht allein auf ein Buch zurückgreift, macht Sybille Ehlers auch deutlich: „Aus Sicherheitsgründen werden Aggression gegenüber Personen und hochgradige Aggression gegenüber Artgenossen, wie auch hochgradige Angststörungen oder hochgradiges abnorm repetitives Verhalten nicht näher beschrieben bzw. nur mit der Überweisung zum Experten erwähnt“ – richtig so! Gut gefallen hat mir auch, dass sie als allerersten Schritt den Gang zum Tierarzt empfiehlt, um mögliche gesundheitliche Ursachen für unerwünschtes Verhalten abzuklären.
Jedes Kapitel schließt mit ausführlichen Quellenangaben ab, so dass man einzelne Aspekte jederzeit vertiefen kann – sofern man gut genug Englisch liest. Das ist einer der Punkte, die für mich den Untertitel „Das Handbuch für Hundebesitzer“ ein wenig problematisch erscheinen lassen, nicht nur bezüglich der Quellen: Wer sich noch nicht näher mit Hundeerziehung und -verhalten beschäftigt hat, wird in den meisten Fällen völlig überfordert sein vom fachlichen Inhalt. Der ist zwar hervorragend und auch gut aufbereitet, aber „der normale Hundehalter“ kann mit dem Buch allein wohl nicht viel anfangen.
Auch aus einem weiteren Grund würde ich Hundehaltern das Buch nur im Zusammenhang mit gutem Training empfehlen: Es ist natürlich nicht möglich, in einem Text auf alle Einzelheiten einzugehen. Die Autorin hat einen sehr präzisen Schreibstil, den ich als angenehm schnörkellos empfinde. Dennoch – beispielsweise “Zeigen & Benennen” mit einem leinenreaktiven Hund nach einer Anleitung von sechs Buchseiten (inklusive Abbildungen) in „Eigenregie“ trainieren zu wollen, wäre ganz schön verwegen. Wer allerdings mit einem Trainer/einer Trainerin zusammen vorgeht, die mit diesen Werkzeugen arbeitet, hat hier tatsächlich das Handbuch zu seinem Hundetraining gefunden!
Fazit: Ideal geeignet finde ich das Buch also für „fortgeschrittene Hundeschüler“ und für Hundetrainerinnen, die in der Ausbildung sind oder vorhandene Kenntnisse und Fähigkeiten um sehr wirkungsvolle, hundegerechte „Werkzeuge“ erweitern möchten. Wer ein Grundgerüst an Trainingswissen hat, kann die konzentrierten fachlichen Informationen einordnen, ohne davon erschlagen zu werden. Und wer eine gewisse Erfahrung im Training besitzt, wird sich eine Vorstellung von der Arbeit mit der „Toolbox“ machen können, die so konkret ist, dass man das Gelesene auch umsetzen kann. Fachlich wie sprachlich bin ich von Sybille Ehlers’ Buch ehrlich begeistert – tatsächlich ein kompaktes und dennoch umfassendes Handbuch zum modernen Training mit der „Werkzeugkiste“ der positiven Verstärkung! – Easy Dogs Insidertipp!
VERLAGSINFO
- Hier kaufen
- Autorin: Sybille Ehlers
- Grin Verlag
- 170 Seiten
- mit Schwarz-Weiß-Abbildungen
- ISBN: 978-3-656-55775-3
- Format: 20,5 x 14,8 cm
- Preis: 14,99 €
Viele Hundebesitzer träumen von einem wohlerzogenen Hund, der stets gehorsam folgt. Die Realität sieht allerdings oft anders aus – aber das ist kein Grund zur Panik. Mit einer positiven Einstellung und viel Geduld verbessern Sie auch das Problemverhalten Ihres Hundes. In diesem Buch gibt die Autorin Sybille Ehlers Ihnen hilfreiche Tipps für die Arbeit an problematischen Verhaltensweisen. Nachdem in den ersten Kapiteln Grundlagenwissen vermittelt wird, erhalten Sie detaillierte Anleitungen zum Aufbau der wichtigsten Signale für den Hund und lernen so, in Problemsituationen optimal zu reagieren. Die Autorin ist Tierärztin mit eigener Praxis für Verhaltenstherapie.