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Erfahrungen über das Training mit Seelöwen im Zoo

Andere Tiere (als Hund)

Reviertierpfleger Thorsten Vaupel (Bilder: Wibke Hagemann)

Wibke Hagemann beim Training der Seelöwen

Eigentlich bin ich Tiertrainerin, doch im Alltag wende ich mein Wissen über die Lerntheorie hauptsächlich bei Hunden und deren Menschen an. Meine große Leidenschaft ist das Training mit vielen verschiedenen Tieren und zwar mit „allem, was mir vor den Clicker kommt“. Ob Schafe, Mäuse oder Hühner, das Trainingsvirus hat mich seit vielen Jahren schwer erwischt.

Um mir Wissen aus erster Hand über viele verschiedene Wildtiere anzueignen, habe ich im November 2013 ein Volontariat im Zoo Osnabrück absolviert. Eine Woche lang gehörte ich zum Revier „Kajanaland“, bei dem ich ganz nah mit Löwen, Bären, Füchsen und vielen anderen Tieren zu tun hatte. In erster Linie bestand meine Aufgabe in der Unterstützung des Reviertierpflegers bei seiner täglichen Arbeit, doch eine glückliche Fügung ergab, dass ich mich beim Training der Seelöwen einbringen durfte. Das Training der Seelöwengruppe war gerade erst eingeführt worden, daher konnte der Zeitpunkt nicht perfekter sein.

Die Prinzipien des Zootiertrainings sind im Grunde genau die, die ich in meiner Ausbildung zur TOP-Trainerin bei Viviane Theby mit Hühnern sehr detailliert gelernt habe: Training über positive Verstärkung. Wildtiere stellen hierbei eine besondere Herausforderung dar, da sie meist schneller lernen als Haustiere und auch schneller generalisieren. Das Spannende beim Training mit Wildtieren ist für mich, dass man stark auf die Bereitschaft des Tieres zur Zusammenarbeit angewiesen ist. Aus Sicherheitsgründen findet das Training meist hinter einer Absperrung statt. Kommt das Tier nicht zum Gitter, kann man auch nicht trainieren – man sollte ihm also einen guten Grund geben. Trainer:innen, die glauben, dass man beispielsweise Hunde nur mit Zwang oder Pferde nur mit Druck trainieren kann, sollten unbedingt einmal mit Wildtieren trainieren. Hierbei lernt man, dass man mit anderen Methoden an seine Grenzen stößt. Die positive Verstärkung vermag da Erstaunliches zu bewirken – vorausgesetzt, man hat das Prinzip verstanden. Hier sollte sich der Mensch als Trainingspartner eines intelligenten Lebewesens verstehen, dem man gute Gründe geben muss, das verrückte Spielchen mitzuspielen, das wir „Training“ nennen, ansonsten steht man schnell allein an der Absperrung.

Der Reviertierpfleger stellte mich also meinen neuen Trainingspartner:innen vor und beantwortete unermüdlich meine vielen Fragen, denn schließlich wollte ich genau wissen, mit wem ich es da zu tun hatte. Im Zoo Osnabrück leben fünf Seelöwen – ein Bulle und vier Kühe. Der Bulle Rico ist 25 Jahre alt und ca. 2 m groß. Eine beeindruckende Erscheinung mit seinen ungefähr 300 kg. Die vier Weibchen Donna (20 Jahre), Bella (18 Jahre), Sana (13 Jahre) und Karla (30 Jahre) sind ca. 1,60 m groß und wiegen ca. 100 kg. Die Seelöwen werden täglich mit 30 kg Fisch gefüttert, vorzugsweise mit Makrelen und Heringen. Seelöwen sind Säugetiere und gehören zu den Ohrenrobben. Im Gegensatz zu den Seehunden bewegen sie sich an Land auf allen vier Flossen fort. Sie sind anmutige und flinke Schwimmer, die bis zu 40 Meter tief tauchen können.
Bei den Seelöwen geht man meist zum Training in das Gehege, da sie recht umgänglich sind und somit auf eine Barriere zwischen Trainer:in und Tier verzichtet werden kann. Trainiert wird zumeist an Land, sollte das Training allerdings langweilig oder die Trainingsmethode nicht im Sinne des Seelöwen sein, verschwindet er recht schnell im Wasser. Der Mensch ist aber der Verwalter einer wichtigen Ressource: Des Futters.

Gefüttert werden müssen die Tiere im Zoo ohnehin, daher nutzen viele zoologische Einrichtungen dies bereits für die gezielte Beschäftigung der Tiere. Das aktive Training der Tiere ist leider noch nicht so verbreitet wie man meinen mag. Training braucht Zeit und (Arbeits-) Zeit kostet Geld, daher werden häufig nur einige wenige Tierarten (Meeressäuger, Elefanten, Affen) in den Zoos gezielt trainiert. Der Großteil der Tiere wird über das sogenannte „environmental enrichment“ (Bereicherung der Umgebung: also Futtersuchaufgaben, Gehege-Gestaltung, usw.) beschäftigt.

Jahrelang hatten die Ohrenrobben im Zoo Osnabrück ihr Futter für „nichts tun“ erhalten und sollten nun gezielt Verhalten zeigen, um Futter zu bekommen. Die ersten Schritte im Training gestalteten sich somit etwas schwierig für die Pfleger:innen, denn es herrschte viel Unruhe in der Gruppe. Noch dazu war das „Gebell“ in direkter Nähe der Seelöwen ohrenbetäubend, da die Fütterungszeit die Tiere in helle Aufregung versetzte. In der Vergangenheit hatte man den Seelöwen den Fisch im Becken zugeworfen und damit die lautstarken Forderungen nach Futter immer und immer wieder bestärkt. Dieser Robben-Tumult sollte nun geändert werden in fünf Musterschüler:innen, die brav nebeneinander auf Steinplatten am Beckenrand „stehen“ und konzentriert (und am liebsten leise) am Training teilnehmen. Gar nicht so leicht, denn hier mussten zuerst Basics trainiert werden – am Platz bleiben und Impulskontrolle. Diese Übungen sollten der Sicherheit der Pfleger:innen dienen, Struktur ins Training bringen und für Ruhe sorgen.
Warum man „Impulskontrolle“ mit einem Seelöwen trainiert? Klare Spielregeln sind das A und O bei so großen Tieren, die mit Futter belohnt werden und ein wichtiges Fundament des weiteren Trainings. Ein Seelöwe, der in den Fischeimer happst, stellt eine Gefahr für die Trainer:in dar, daher ist Impulskontrolle unerlässlich. Das gilt meines Erachtens auch für unsere Haustiere, wie Hunde und Pferde.

Seelöwen gelten als sehr gelehrig, daher sollte das Training vorher gut durchdacht sein, denn Trainingsfehler sind ärgerliche Stolpersteine beim Vorankommen im Training. Die Pfleger:innen leisteten großartige Arbeit und so machte die Seelöwenbande schnell Fortschritte.

Eine Haltung in Menschenhand kann die natürlichen Bedürfnisse von Seelöwen kaum befriedigen, da man kein Becken bauen könnte, das dem offenen Meer gleich käme. Daher ist die Beschäftigung der Tiere über ein gutes Training in meinen Augen sehr wichtig. Noch dazu kann man mit dem Training von Zootieren „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, wenn man ein sogenanntes „Medical Training“ daraus macht. Hierbei kann fast allen Tierarten beigebracht werden, auf eine Waage zu steigen oder Behandlungen und Untersuchungen bis hin zur Blutentnahme zu dulden, ohne dass man sie dafür betäuben muss. Dies erspart den Tieren bei Behandlungen Stress und stellt eine sinnvolle Beschäftigung dar. Des Weiteren erhöht das Training die Kooperationsbereitschaft der Tiere und dient somit auch der Sicherheit der Pfleger:innen. In den USA wird das “Medical Training” seit Jahrzehnten mit unzähligen Tierarten praktiziert, in Deutschland ist es leider noch nicht so weit verbreitet.
Auch das Training der Osnabrücker Seelöwen hat das „Medical Training“ zum Ziel und wird über positive Verstärkung aufgebaut. Es funktioniert nach den gleichen Prinzipien, die wir im Clickertraining mit unseren Haustieren benutzen. Die Tiere werden konditioniert und als Marker dient ein Clicker, eine Pfeife oder ein Wort. Auf den Marker folgt bei den Seelöwen beispielsweise als Belohnung ein Fisch. Schritt für Schritt lernen die Seelöwen, sich mit der Schnauze an ein Target „anzudocken“ und sich dann vom Menschen anfassen und abtasten zu lassen. Übungen wie „Maul öffnen“ auf Signal oder auch flach auf den Boden legen sind weitere Verhalten, die trainiert werden.
Die Begeisterung der Osnabrücker Seelöwen für das Training wuchs mit jeder Trainingssession. Meine Videoaufzeichnungen zeigten die rasante und beeindruckende Entwicklung jedes einzelnen Seelöwen. Immer mehr konnte man klare charakterliche Unterschiede der Tiere feststellen und so waren binnen kurzer Zeit aus mir fremden Tieren „Persönlichkeiten“ geworden. In nicht einmal zehn Trainingseinheiten waren sowohl das Platz-Training als auch die Impulskontrolle deutlich verbessert worden. Die Pfleger:innen konnten die Fischeimer auf der Anlage abstellen, ohne dass eine „Plünderung“ derselben zu befürchten war dank gut durchgeführter Impulskontrolle. Daran wäre Wochen zuvor nicht einmal zu denken gewesen. Über mein Volontariat hinaus durfte ich an weiteren Trainingssessions teilhaben, wie die Einführung des Target-Trainings (Schnauze an einen Gegenstand halten) als Vorbereitung auf das weitere “Medical Training”.
Ein Trainingsgeschenk erhielten die Pfleger:innen von den Seelöwen „gratis“: Es herrschte nach ein paar Wochen größtenteils Ruhe beim Training. Das ehemals ohrenbetäubende „Gebell“ der Seelöwen wich leisen, konzentrierten Grunz-Geräuschen.
Die Pfleger:innen führen das Training so oft wie möglich fort und haben bereits beachtliche Fortschritte erzielt. Die Zusammenarbeit auch über mein Volontariat hinaus macht großen Spaß und mit Begeisterung verfolge ich die weitere Entwicklung.
Sinn oder Unsinn? – Jede Hundetrainer:in profitiert sehr davon, sich aus ihrer Komfortzone zu wagen und auch einmal das Training mit anderen Tieren zu versuchen. Wir sind häufig gewohnt, dass unsere Hunde uns im Training viel verzeihen und sich recht leicht motivieren lassen. Daher ist ein Blick über den Tellerrand manchmal hilfreich, um wieder strukturierter, geduldiger und selbstkritischer zu sein. Außerdem hilft es uns dabei, noch bessere Trainer:innen zu werden in puncto Timing und Trainingspläne,  sowie unser Handwerk der positiven Verstärkung weiter zu verfeinern.

(Beitrag aktualisiert Januar 2025)
09.11.2020/von Wibke Hagemann
Schlagworte: Belohnung, Clickertraining, Dorothea Johnen, Easy Dogs, Futterbelohnung, Hund, Hundeerziehung, Hundetraining, Markertraining, Medical Training, Pfeiffe, Seelöwen, Target, Targettraining, Tierpark, Timing, Trainingsplan, Verstärker, Wibke Hagemann, Zoo, Zootiere, zootiertraining
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Wibke Hagemann lebt in Emsdetten (NRW, Deutschland) und betreibt dort seit 2012 ihre Hundeschule Canipedia. Seit 2015 ist sie als Trainerin und...

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